Vortrag von Katrin Köppert: Sand und Holz. Technopoethiken der DeKolonialität
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Rassismus ist kein durch maschinelles Lernen erzeugtes Problem. Vielmehr lässt sich maschinelles Lernen als durch rassialisierte Differenzdiskurse erzeugte Technologie begreifen. Dies evoziert die Frage nach einem Differenzbegriff, der im System der algorithmischen Kultur einen Unterschied macht. Sand und Holz sind für die Suche nach einem solchen, für Schwarze, Indigene und andere Menschen of Color mehr als nur symbolischen Begriff poethische Devices. Denise Ferreira da Silva führt mit dem poethical tool ein Werkzeug ein, das dafür entworfen ist, zu zerlegen, was die Bedingung der Möglichkeit für den Diskurs und die Position der kolonialen Herrschaft ist (2017, 2022: 27). Die Funktionsweise dieser Werkzeuge ist, die Kolonialität in der Postmoderne freizulegen, wofür jedoch der verwundete Körper in der Szene der Unterwerfung immer wieder auch aufgerufen wird. Ihn nicht auszublenden, sondern in der Gegenwart herauszustellen, bedeutet auch, sich diesen Körpern als entropischen und sich nicht in den hegemonialen Diskurs kolonialer Verhältnisse einfügenden Relationen zu widmen. An die Stelle des Körpers treten im Rahmen dieses Beitrags, bedingt durch die jeweils zu betrachtenden lokalen Bedingungen, Sand und Holz. Beide sind in der Geschichte des maschinellen Lernens unmittelbar mit der kolonialen Szene der Unterwerfung verbunden und doch, wie zu sehen sein wird, können sie Technopoethiken der Dekolonisierung darstellen. Sand und Holz werden als Technologien verhandelt, deren Poethiken eine relationale Ontologie der Differenz begründen.
Katrin Köppert ist Kunst- und Medienwissenschaftler*in mit einem besonderen Schwerpunkt auf Gender-/Queer Studies & Post-/Dekoloniale Theorien und hat seit Oktober 2019 die Juniorprofessur für Kunstgeschichte/ populäre Kulturen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig inne. Köppert leitet das DFG-Forschungsnetzwerk Gender, Medien und Affekt (mit Julia Bee), ist Vorsitzende der Akademie für transkulturellen Austausch der HGB Leipzig und Redaktionsmitglied bei der Zeitschrift für Medienwissenschaft sowie dem Open Gender Journal. Mit Jiré Emine Gözen hostet Köppert GAAAP_ The Blog der Zeitschrift für Medienwissenschaft. Zuletzt u.a. erschienen: Patching und Hoarding. Re-kodierungen von digitalen Reproduktionstechnologien, in: Michael Klipphahn-Karge / Ann-Kathrin Koster / Sara Morais dos Santos Bruss (Hg.): Queere KI: Zum Coming-out smarter Maschinen, Bielefeld 2022, 181-199.
Die Ringvorlesung findet im Sommersemester 2023 in Präsenz statt. Gäste sind herzlich willkommen im THEATER. Die Vorträge werden aufgezeichnet und zeitnah unter https://kunst.uni-koeln.de/monthly/.
Credits: a Place, 2021. Installed at Pace Gallery, 5 Hanover Square, London, October 8 – November 6, 2021. Photographer: Damian Griffiths, courtesy of Pace Gallery