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Gastvortrag von Constanze Ruhm: Durch die Zeit Reisende Spiegel

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Ein Gespräch über den Film Gli appunti di Anna Azzori / Uno specchio che viaggia nel tempo (72 min., 2020) mit einem Fokus auf die Motive von Wiederholung und Probe.

„Zum ersten Mal begegnete ich dem Mädchen Anna im Archiv des Berliner Arsenalkinos, das war im Sommer 2011. Auf der Suche nach einem Film, der im Zusammenhang mit einem von Stefanie Schulte Strathaus initiierten Projekt mit dem Titel LIVING ARCHIVE mein Recherche-Gegenstand oder ein Ausgangspunkt werden könnte, stieß ich in den Tiefen dieses unermesslichen, wunderbaren und immer wieder überraschenden Archivs auf den Film ANNA von Alberto Grifi und Massimo Sarchielli (1972–75), der als Meilenstein des italienischen Undergroundkinos gilt. Dieser Film dokumentierte einige Monate im Leben einer sehr jungen, drogenabhängigen obdachlosen Frau gleichen Namens, die ein Kind erwartete und den Regisseuren im Frühling 1972 auf der Piazza Navona in Rom begegnete. Grifi und Sarchielli boten ihr Hilfe an; im Gegenzug machten sie Anna zur Hauptfigur eines Filmprojekts, das zwischen Dokumentation und (Re)-Inszenierung, zwischen Empathie, distanzierter Beobachtung und Ausbeutung oszilliert. Nachdem ich die über dreistündige Version von ANNA gesichtet hatte, war klar, dass dieser Film zum Sujet eines neuen Films werden musste – ich wollte die Geschichte Annas, die in Grifis und Sarchiellis Film beinahe ausschließlich von Männern berichtet und kommentiert wird, aus weiblicher, feministischer Perspektive neu erzählen, und ihr auch eine spekulative Dimension hinzufügen – nämlich Annas subjektiven Blickwinkel, den mein Film retroaktiv erfinden würde.“

(Auszug aus dem Katalogtext der Duisburger Filmwoche 2020)

 

Constanze Ruhm ist Künstlerin, Filmemacherin, Autorin, Kuratorin, Professorin für Video und Film an der Akademie der bildenden Künste Wien seit 1996. Ihre Arbeiten konzentrieren sich auf Archive, Filmgeschichte und auf weibliche Filmfiguren zwischen Dokumentation und Fiktion und deren Repräsentationen in der Filmgeschichte, die aus zeitgenössischer, queerfeministischer Perspektive neu entworfen wird.

 

Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe ›Studio, Art and Research‹ und findet via Zoom statt. Bitte melden Sie sich bei Interesse bei mareen.mueller@uni-koeln.de, Sie bekommen dann Zoom Link und Passwort zur Teilnahme zugeschickt.

 

Details

Datum:
8. Juli 2021
Zeit:
16:00 - 17:30
Format:

Veranstaltungsort

online

Veranstalter

Institut für Kunst & Kunsttheorie
Webseite:
Veranstalter-Website anzeigen