Vortrag von Katja Lell: N.O. Body is in the (class-)room. Queere Filmbildung in künstlerischen Filmen
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Ich sitze in einem leeren Hörsaal. Vorne an der Tafel ist ein Bett aufgebaut, das von einer Musikbox und einer Lampe gerahmt wird. Die Vorlesung beginnt und Annie Jones, die „bearded Lady“, taucht auf. Gebannt blicke ich auf die Leinwand. Annie Jones erwidert meinen Blick, sie starrt zurück und lacht. In meinem Vortrag werde ich mit Hilfe des künstlerischen Films „N.O. Body“ (Renate Lorenz und Pauline Boudry, 15 min, 2008) eine queeren „Blick“ auf das Konzept der ästhetischen Filmbildung werfen. Was können wir von der filmischen Begegnung in „N.O. Body“ lernen?
Künstlerische Filme spielen mit unseren Wahrnehmungskonventionen und lösen häufig Unverständnis aus. Die These meines Vortrags ist, dass uns genau diese Irritationen unsere normierenden Blickweisen aufzeigen können und eine Begegnung mit unserem Blick ermöglichen. Dieser ist nicht neutral, sondern ordnet und strukturiert unsere Wahrnehmung häufig in dichotomen Kategorien wie männlich/weiblich, häßlich/schön, usw. Künstlerische Filme sind an der Verschiebung und Veruneindeutigung dieser machtvollen Ordnungen interessiert. In meinem Vortrag möchte ich Bildungspotentiale von queeren, künstlerischen Filmen aufzeigen mich dabei auf Argumente aus feministischen Blicktheorien, queeren Filmtheorien und Ansätze aus queer-feministischer und kritischer Pädagogik beziehen.
Katja Lell lebt und arbeitet als Künstlerin, Filmemacherin, Filmvermittlerin in Köln und Hamburg. Seit 2018 ist sie zusätzlich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst und Kunsttheorie am Lehrstuhl Ästhetische Bildung tätig und promoviert dort bei Prof. Dr. Manuel Zahn mit einer Arbeit zur queerer Film-Bildung. Mit ihrem Verein VETO Film – für Kunst und Kino, organisiert sie Filmveranstaltungen und publiziert Texte. Aktuell beendet sie ihr Filmprojekt „Ein vergessener Film“, das sich um Erinnerung und Migration dreht.
Bildcredits: N.O.Body Installation with 16mm / HD, 15 min. and 47 photographs, 2008; von Pauline Boudry, Renate Lorenz; Performance: Werner Hirsch.