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Vortrag von Jens Hauser: Mikroperformativität und Biomedien: Alternative Akteure in der Medien-Kunst

Mikroperformativität bezeichnet jenseits des grassierenden Anthropozentrismus einen aktuellen Trend sowohl in der performativen Kunstpraxis als auch in den Theorien der Performativität. Menschliche Maßstäbe werden als dominante Bezugsebenen destabilisiert und dabei biologische und technologische Mikro-Akteure inszeniert, die über den mesoskopischen menschlichen Körper hinaus die Unsichtbarkeit des Mikroskopischen mit der Unermesslichkeit des Makroskopischen in Beziehung setzen. Mikroperformativität stellt zur Debatte was Kunst, Philosophie und die Technowissenschaften heute als ‚Körper’ definieren, und verknüpft Fragen der Ästhetik, Medien- und Performancetheorie sowie der Wissenschafts- und Technologiestudien. Nicht-menschliche, biologische wie technische Akteure verbinden das Organische und das Maschinelle und richten durch den Fokus auf ‚Lebendigkeit’ den Bereich performativer Live Art neu aus, die im Zeitalter von biotechnischer Manipulation und Klimawandel nicht nur den menschlichen Körper, sondern das Spektrum unserer Handlungen um die Aktionspotentiale von Materie, Molekülen, Bakterien, Zellen des Tierischen und des Pflanzlichen etc. erweitert.

Aus dieser Perspektive ist Mikroperformativität mit dem Konzept der Biomedialität verwoben. Dies impliziert, dass Medien nicht nur dazu dienen, etwas darzustellen, zu kontrollieren, zu übertragen, zu speichern oder zu verarbeiten, dem gegenüber sie vermeintlich indifferent sind, sondern dass sie tatsächlich das produzieren, was sie vorgeben, lediglich zu vermitteln: Biomedialität bezeichnet all jene Ermöglichungsbedingungen, die sich aus der technisch manipulierten oder nutzbar gemachten Organisiertheit organisch-biologischer Einheiten, Elemente und Prozesse ergeben. So verlagert Bio-Medien-Kunst den Fokus von mesoskopischen Aktionen auf mikroskopische Funktionen, von physischen Gesten auf physiologische Prozesse, und von inszenierter diegetischer Zeit auf reale performative Zeit.

 

Jens Hauser (Paris/Karlsruhe/Kopenhagen) arbeitet als Medientheoretiker und Kunstkurator zu den Wechselwirkungen zwischen Kunst und Technologie. Derzeit lehrt und forscht er am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), am Medical Museion der Universität Kopenhagen und an der Michigan State University, wo er Co-Direktor des Bridge Artist- in-Residency-Programms ist. An der Schnittstelle von Medienwissenschaft, Kunstgeschichte und Epistemologie hat er eine Theorie der Biomedialität als Teil seiner Promotion an der Ruhr-Universität Bochum entwickelt. Als Kurator hat Hauser über 30 internationale Ausstellung und Festivals organisiert. Zuvor war er Gründungsmitarbeiter des europäischen Kultursenders ARTE (seit 1992) und hat als Autor zahlreiche Sendungen und Radio-Features sowie Essays und Publikationen zur Medienkunst realisiert.

 

Die Ringvorlesung findet im Wintersemester 2024/25 in Präsenz statt. Gäste sind herzlich willkommen im THEATER.

 

Bildcredit: Yann Marussich, Bleu Remix (2007), Detail der Performance im Casino Luxembourg im Rahmen der Ausstellung sk-interfaces. Exploding Borders in Art, Technology and Society. Courtesy of the artist. Photo © Axel Heise

Details

Datum:
14. Januar 2025
Zeit:
18:00 - 19:30
Format:

Veranstaltungsort

THEATER (Raum 2.212)
Gronewaldstr. 2
Köln, 50931 Deutschland
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Webseite:
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