Gastvortrag von Eva Plischke: Wissen, wo man steht – Warum und wie Klassenunterschiede mit Kindern im Rahmen einer interaktiven Theaterperformance verhandeln
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Die Begriffe der Klasse, der Klassenunterschiede und der Klassengesellschaft sind jüngst in öffentliche Diskurse zurückgekehrt – auch im Theater. Im Jahr 2020 veranstaltet das Impulse-Festival die Akademie #2 Zeige deine Klasse, um das Bewusstsein für die Kategorie der Klasse und ihre Relevanz für Personal, Programm und Publikum des (Freien) Theaters zu schärfen.[1]
Am Beispiel der Performance Unterscheidet euch! – ein Gesellschaftsspiel des Theaterkollektivs Turbo Pascal wird im Vortrag der Frage nachgegangen, wie, mit welchen ästhetischen und didaktischen Rahmensetzungen und Strategien die Kategorie der Klasse in einer interaktiven Theaterperformance für Kinder reflektiert und verhandelbar gemacht werden kann.
Unterscheidet euch! (Theater an der Parkaue, 2019) wurde als Schulvorstellung für drei Klassen aus unterschiedlichen Schulen konzipiert, die im Theaterraum aufeinandertreffen. Als interaktive Performance ist es eine Aufforderung an die Schüler*innen im Publikum, sich selbst und die eigene Klassenzugehörigkeit in einer Theater- und Bühnensituation ins Spiel zu bringen.
Mit Bezugnahme auf soziologische Kindheitsforschung einerseits und Kritische Klassismusforschung andererseits sollen Überlegungen zur gesellschaftlichen Positionierung von Kindern über die Kategorie der Generation und die Kategorie der Klasse vorangestellt werden. . Im folgenden wird analysiert, welche Dimensionen der Kategorie der Klasse bei Unterscheidet euch! thematisiert werden und wie dies geschieht: Hier liegt der Fokus auf den Umgang mit Positionierungsspielen, die auch in der politischen Bildungsarbeit genutzt werden, um Prozesse der Selbstreflektion im Verhältnis zu anderen anzustoßen. Wie verschiebt sich diese selbstreflexive Auseinandersetzung, wenn sie im Rahmen einer öffentlichen Theaterperformance stattfindet?
Da ich selbst als Autorin und Performerin sowohl an der Performance beteiligt gewesen bin[2], versuche ich abschließend Wissen über Resonanzen aus den Aufführungen zusammenzutragen und die Performance in den Kontext ‚relationaler Ästhetiken‘ im Theater zu stellen.
Eva Plischke ist Kulturwissenschaftlerin und Performerin. Sie studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis mit dem Schwerpunkt Theater an der Universität Hildesheim. Von 2012-2104 promovierte sie im Rahmen des künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenkollegs Versammlung und Teilhabe – Urbane Öffentlichkeiten und Performative Künste (Hamburg) zum Verhältnis von szenischer Kunst und Zukunftsforschung.
Eva Plischke ist Mitbegründerin des freien Theaterkollektivs Turbo Pascal, mit dem sie interaktive Performances entwickelt, die das Theater zum Versammlungs- und Verhandlungsraum gesellschaftlicher Prozesse, Dynamiken und Utopien machen. (u.a. „Böse Häuser“ 2017 an den Sophiensaelen, Berlin) Zudem realisiert sie mit Turbo Pascal partizipative Projekte mit Bürger*innen oder Kindern und Jugendlichen. (u.a. Deutsches Theater Berlin, Theater Freiburg, Staatsschauspiel Dresden/Bürgerbühne) „Unterscheidet euch“, eine interaktive Performance für Kinder über soziale Unterschiede am Theater an der Parkaue Berlin erhielt 2019 den Ikarus-Preis. Das Kollektiv Turbo Pascal wurde mit dem George-Tabori-Förderpreis für seine Form des ‚Moderationstheaters‘ ausgezeichnet.
Seit 2009 ist Eva Plischke als Künstlerin in Projekten kultureller Bildung und Forschung tätig, u. a. am Forschungstheater Hamburg, am THEATER AN DER PARKAUE, am Jungen Theater Freiburg und am FELD-Theater Berlin. Schwerpunkte in ihrer künstlerischen und wissenschaftlichen Tätigkeit sind performative Formen von Versammlung und Teilhabe, Performative Zukunftsforschung und Zukunft auf Probe, Soziale Unterschiede und Klassenfragen, partizipative künstlerische Forschung mit Kindern.
Der Vortrag findet in Form einer Videokonferenz über Zoom statt. Studierende und Mitarbeiter*innen der Universität zu Köln bekommen den Zugang über Ilias. Auch externe Gäste sind herzlich willkommen und erhalten den Link zur Zoom-Veranstaltung bei Tabea Alonso (talonso1@uni-koeln.de).
Bildcredits: Daniela del Pomar