Gastvortrag von Dr. Vanessa E. Thompson: Fugitive Archives. Über marginalisierte Erinnerungspraktiken und die (Un-)Möglichkeiten performativer Dekolonisierung
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In den letzten Jahren tragen migrantische, rassifizierte und mehrfachmarginalisierte soziale Gruppen und Bewegungen in Europa die Forderungen nach der Dekolonisierung von Erinnerungspolitiken zunehmend in den städtischen Raum. Damit fordern sie auch dominante Formen der Erinnerung heraus. Ob die Forderungen nach der Dekolonisierung von kolonialen und rassistischen Straßennamen, die politische Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama oder die Kämpfe um Gerechtigkeit für Opfer von institutionellem Rassismus: Dekoloniale Gedenk- und Erinnerungsdiskurse haben in den letzten Jahren europaweit Aufwind erfahren und verweisen darauf, dass historische intersektionale Gewalt weiterhin bis in die Gegenwart fortwirkt.
Der Beitrag setzt sich mit den pluralen und performativen Formen marginalisierter und dekolonialer Erinnerungspraktiken und gelebten Archiven auseinander. In Anlehnung an Schwarze, migrantische und postkolonial-feministische Kritik und Überlegungen zu Politiken der Flüchtigkeit (fugitivity) diskutiere ich die (Un-)Möglichkeiten performativer Dekolonisierung vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Wirkweisen postkolonialer Machtverhältnisse.
Vanessa E. Thompson ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt. Zurzeit hat sie die GeStik – Gastdozentur Gender & Queer Studies an der Universität zu Köln inne. Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte sind kritische Rassismus- und Migrationsforschung, Gender- und Queer Studies, Intersektionalität, postkolonial/dekolonial-feministische Theorien und Methodologien, Black Studies (mit besonderem Fokus auf Black Europe), Theorien und Kritik der Versicherheitlichung sowie transformative Gerechtigkeit.