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Curator Talk: Gürsoy Doğtaş

Migrationsgeschichte als Kunstgeschichte – Zur historischen Perspektive von Migrant*innen auf das Sujet „Gastarbeit“ in Kunst, Film und Musik

Ort: Theater (Raum 2.212)

Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf Arbeitsmigrant*innen, die die Fabrik verlassen, um Künstler*innen zu werden, oder um ihre künstlerische Praxis parallel zur Arbeit in der Fabrik fortzuführen. Zwei Jahre nach dem Anwerbestopp von 1973, der gezielt die Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte aus den bisherigen Anwerbestaaten beendete, wird der „Gastarbeitende“ zu einem Motiv in der Kulturproduktion der BRD. Ausstellungen im Jahre 1975 führen das Wort „Gastarbeiter“ im Titel – etwa eine Gruppenausstellung im Kunstverein München oder die Einzelausstellung des Künstlers Vlassis Caniaris, die von Berlin bis London zu sehen ist. Im gleichen Jahr entstehen auch die Illustrationen des kroatischen Arbeitsmigranten und Künstlers Dragutin Trumbetaš für das Buch Gastarbeiter, in dem er Alltagsszenen des fiktiven Gastarbeiters Tonček an realen Orten in Frankfurt festhält. Im Spielfilm In der Fremde (Dar Ghobat, 1975) porträtiert der Regisseur Sohrab Shahid Saless in sozialkritischer Weise das monoton getaktete Leben des türkischen Fabrikarbeiters Husseyin im Westberliner Stadtteil Kreuzberg. Metin Türköz, der als „Gastarbeiter“ nach Deutschland kam und am Fließband bei Ford in Köln arbeitete, machte Musik und kritisierte in seinem Lied Gastarbayter Raus (1976) den allgegenwärtigen Rassismus. Er benennt damit eine Erfahrung, die Arbeitsmigrant*innen seit ihrer Ankunft in Deutschland gemacht haben. Damit markieren die Jahre nach dem Anwerbestopp einen Wendepunkt, an dem „Gastarbeiter*innen“ nicht mehr nur in den Fabriken, sondern auch unübersehbar bzw. unüberhörbar auf Leinwänden, Plattentellern und Kinoleinwänden präsent sind.

Dr. Gürsoy Doğtaş ist Kunsthistoriker und arbeitet an den Schnittpunkten von Institutionskritik, strukturellem Rassismus und Queer Studies. Er (ko-)kuratierte unter anderem die Ausstellungen There is no there there im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt/Main (2024), Annem işçi – Wer näht die roten Fahnen? im Museum Marta Herford in Herford (2024), Gurbette Kalmak / Bleiben in der Fremde im Taxispalais in Innsbruck (2023) oder das Festival What would James Baldwin do? (2024) in Berlin wie auch das Symposium Public Art: Das Recht auf Erinnern und die Realität der Städte (2021) in Nürnberg. 2022/23 lehrte er als Gastprofessor am Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Seit Herbst 2024 ist er QuiS Visiting Research Fellow an der Städelschule und Goethe Universität in Frankfurt.

 

 

Barrierefreiheit
Das Theater (Raum 2.212) des Departments Kunst und Musik befindet sich im zweiten Stock des Hauptgebäudes der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universiät zu Köln, Gronewaldstr. 2. Das Gebäude ist durch Automatiktüren an beiden Haupteingängen für Rollstuhlfahrende voll zugänglich. Das zweite Obergeschoss kann über einen rollstuhltauglichen Aufzug erreicht werden. Das Erdgeschoss verfügt über rollstuhltaugliche Toiletten, genderneutrale Toiletten befinden sich im Tiefgeschoss. Sollten Sie weitere Fragen zur Barrierefreiheit haben, wenden Sie sich bitte gerne unter der folgenden Email-Adresse an uns: kunst-praxis@uni-koeln.de

 

Details

Datum:
3. Juli
Zeit:
18:00 - 19:30
Format:

Veranstaltungsort

THEATER (Raum 2.212)
Gronewaldstr. 2
Köln, 50931 Deutschland
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Webseite:
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Veranstalter

Department Kunst und Musik