Digitaler Rundgang: Liquid Bodies
WiSe 21/22
Dozentin: Olga Holzschuh
Im Seminar Liquid Bodies steht der menschliche Körper im Fokus unserer Untersuchung. Wir setzen uns mit dem Umgang, der Funktion und dem Gebrauch von fotografischen und computergenerierter Körperbildern in digitalen Medien entlang von künstlerischen Positionen auseinander. So werden entlang künstlerischer Positionen wie etwa Signe Pierce, Amalia Ulman, bis hin zu Kate Cooper sowie Sondra Perry technische und künstlerische Methoden analysiert, reflektiert, diskutiert und in eigener künstlerischer Arbeit entwickelt und am Ende des Semesters präsentiert. Die Identitätspolitik von Gender & Race sowie die Untersuchung des Menschlichen / nicht– Menschlichen sind zentrale Themen, ebenso wie der Abdruck und Ausdruck von Körpern und Körperbildern.
Hier ein paar Beispiele der studentischen künstlerischen Arbeiten aus dem Seminar:
Alena Groote BITTE KEINE FOTOS
Am Ende hat sich diese Projektidee durchgesetzt, da sich in der Findungsphase das Bearbeiten eines Scans anders angefühlt hat als das traditionelle Bearbeiten von Bildern. Auf diese emotionale Erkenntnis folgten weitere Überlegungen. Erstens gehören 3D–Scans eher weniger zu unserer Seh–/ Rezeptionsgewohnheit, da wir vor allem durch Social Media an zweidimensionale Bildwelten gewöhnt sind. Aber auch die Identifikation mit sich und seinem Körper ist bei Scan und Bild unterschiedlich. Bei Bildern denkt man trügerischerweise, dass man genau so aussieht, obwohl Perspektive, Licht und weitere Aspekte ein Bild visuell stark beeinflussen. Aber auch die Nachbearbeitung verfälscht die „objektive“ Außenperspektive auf sich selbst enorm. 3D–Scans sind von Beginn an schon in ihrer Struktur verzerrt und werden daher nicht als „Spiegel der Wirklichkeit“ genommen. Je nach App reicht ein Scan von farbloser Rekonstruktion der Gesichtszüge bis hin zur Wiedererkennung einer Person durch Farbe und abgerundete Kanten. Des Weiteren bieten Scans durch Apps als Standbildformat einmalige Perspektiven. So kann man seinen entstandenen Avatar um 360° in alle Richtungen bewegen und so auch Sichtweisen einnehmen, die bei anderen Formaten unmöglich sind. Ebenso nehmen gescannte Körper fantastische, im Sinne von surreal, oder isolierte, also ohne Anhaltspunkte in ihrer Umgebung, Enden im Raum ein. Zusammenfassend würde ich 3D–Scans als nicht abbildend, sondern regenerierend beschreiben. Doch neben 3D–Scans mit mobilen Endgeräten fielen mir noch weitere Möglichkeiten ein Körper (–teile) visuell in seiner Materie/ Masse festzuhalten, ohne zu fotografieren. Dabei geriet die Bildbearbeitung immer mehr in den Hintergrund, bis der Fokus schließlich nur auf dem Aufnehmen lag. Das Projekt probiert daher wie Körper mit anderen Techniken oder Materialien festgehalten, andere Erscheinungsformen, teils Verformungen, annehmen und weitere Ästhetiken aufweisen kann.
Elisa Berges
In meinem Projekt habe ich mich damit beschäftigt, einen typischen Gegenstand in für ihn untypische Kontexte zu stellen. Dabei habe ich mich für den Fußball entschieden, der eher mit Männern bzw. dem Männersport in Verbindung gebracht wird. Ich als Frau trete ich in Interaktion mit dem Ball und versuche so, Kontraste zu schaffen. Stereotype sollten aufgebrochen werden und unsere Horizonte erweitert.
Emily Seckler
Vor dem Hintergrund der Arbeiten „RIGGED“ und „Ways to Scale“ der Künstlerin Kate Cooper, wollte ich mich in meiner künstlerischen Arbeit mit dem Entstehungsprozess der menschlichen Spezies in der Zukunft beschäftigen. Wird es in der Zukunft so sein, dass man „Menschlichkeit“ bzw. „Menschsein“ verpackt in einer Plastikfolie erwerben kann? Wird es irgendwann möglich sein, dass Genbausteine so umprogrammiert werden, um einen perfekten Menschen zu erschaffen? Dahingehend versuchte ich mir vorzustellen, wie dies wohlmöglich aussehen mag. Ich gestaltete eine Verpackung, die das „menschliche Produkt“ innehat und ein Konzept zur Entwicklung einer perfektionierenden Tablette für den Menschen. In Form eines Werbeplakates versuchte ich dies zu inszenieren. Zusätzlich erstellte ich einen QR–Code, der auf eine Internetseite verweist, auf welcher (bisher) ein weiteres Bild dargestellt ist. Der Slogan „Maybe the Journey isn’t so much about becoming anything. Maybe it’s about un– becoming everything that isn’t really you. So you can be who you were meant to be in the first place” soll den Rezipienten darauf aufmerksam machen, dass der gesamte äußere Einfluss in Richtung Perfektionismus eine Vorstellung verinnerlicht, die nichts mehr mit der eigentlichen Menschheit zu tun hat. Es ist vielmehr das Aufgeben des Charakters und der individuellen Merkmale – innerlich, wie auch äußerlich. Wer sind wir noch, wenn wir alle gleich sind? Meine Arbeit soll einen Blick in die Zukunft werfen und diese gleichzeitig mit einem kritischen Blick hinterfragen.
Klara Heller
Weibliche (Ober–)Körper werden in unserer Gesellschaft anders gesehen als männliche – sie können in der Öffentlichkeit nicht auf gleiche Weise gezeigt werden, wie die von männlichen Personen. Frauen haben also die Wahl dagegen anzugehen und sich trotz der gesellschaftlichen Ansichten so zu zeigen, wie sie es gerne möchten oder sie verstecken ihren Körper – entweder hinter Kleidung oder hinter einem männlichen (Ober–)Körper.
Lotte Muno
Ein Video über die natürliche Schönheit verglichen mit den Vorbildern der heutigen Social-Media-Plattformen.
https://www.youtube.com/watch?v=J8EWDe4L0Ng
https://www.youtube.com/watch?v=Hco24hxzzrU
Sophia Bramer Freie Gedanken
In diesem Projekt habe ich den Konflikt zwischen den freien und eigenen Gedanken vs. den “Gedanken“ der sozialen Netzwerke dargestellt. Hierzu habe ich meine eigenen Gedanken auditiv aufgenommen und durch Störfrequenzen, bestehend aus Tonaufnahmen von sozialen Netzwerken, unterbrochen.
Titelbild: Olga Fedorova, Swimming Pool, Lentikulardruck, 90×119 cm, 2017, Courtesy: the artist