Digitaler Rundgang: MATERIAL! Mimetische Beziehung von Malmaterial und darzustellendem Material
SoSe 2021
Dozentin: Julia Jansen
Das Seminar „MATERIAL! Mimetische Beziehung von Malmaterial und darzustellendem Material“ beschäftigte sich mit der abbildhaften Wiedergabe von verschiedenen Materialbeschaffenheiten (Stofflichkeit) durch Ölmalerei. Als unverbindliche intellektuelle Inspiration diente der Text „das Medium als Mediator“ von Prof. Ann-Sophie Lehmann. Die Lektüre war nicht zwingend.
Die folgenden Bilder geben einen Einblick in die entstandenen Arbeiten. Die vollständigen Ergebnisse lassen sich hier finden.
Künstler*innen: Hanna Winther, Julia Bauer, Teresa McMahon, Nele Kiel, Hazel Hakyol, Joshua Driessen, Marcia Haas, Sven Naujokat.
Das malerische Simulieren der Materialoberfläche verlangt eine ungefilterte Betrachtung des darzustellenden Gegenstandes. Da das im digitalen Raum unmöglich ist, hatte jede/e Teilnehmende sein eigenes Objekt aufgebaut und beleuchtet. „Welcher Gegenstand eignet sich?“, „welcher Bildausschnitt erzeugt welche Bildwirkung?“, „welche Farbkonsistenz erzeugt welche Haptik?“. Durch die langsame Trocknung der Ölfarbe bleibt dem/der MalerIn genug Zeit geschmeidige Übergänge anzulegen und Lasuren zu verfeinern. Es wurde knorrige Rinde in opak-braun, semitransparente Stoffe und durchscheinende Quarzlampen, zerknautschtes Leder, dichter Frotteestoff in lockerem Faltenwurf, ein in pointillistisch- beiläufiger Malweise dargestellter Bubikopf oder saftig- fleischige Aloe Vera, federleichtes, eisblaues Haar, ein, ein Narrativ andeutender Bücherstapel mit rätselhafter, fast schwebend wirkender Lampe, ein in Capuut mortuum und gebranntem Siena skizzenhaft hingetupftes, enigmatisches Holzobjekt auf einem zierlichen, phantastischen Trägergestell, eine unkonventionelle Bildkomposition aus zwei in einem scheinbar dialogartigen Verhältnis stehenden, in subtil kontrastierender Farbigkeit gehaltenen Pflanzengefässen, eine dramatische Kerzendarstellung mit Rachschwaden darstellender, gestisch, lasierendem Farbauftrag, ein Bild von einem Löffel und einer Gabel in einem Glas, welches sowohl die Assoziation an eine Bad-, als auch an eine Küchensituation evoziert und dessen Materialität mit wenigen, sparsamen Pinselstrichen treffend eingefangen wurde, ein sehr lebhaftes, kontrastreiches Selbstportrait, dem sowohl eine fotografische Vorlage, als auch die direkte Anschauung zugrunde lag, ein halbgefülltes Glas auf einer glänzend reflektierenden gemaserten Holzplatte, dessen warmes Licht einen förmlich anzuspringen scheint, ein verdorrtes Blatt auf passend grauem Grund mit weichem, geschmeidigem Farbauftrag, eine Malerei einer Stange Porree auf satter, beiger Grundierung, welches den Begriff „Spülsteinrealismus“ zu persiflieren scheint, ein detailreiches Arrangement aus einem Ast Blauregen, einer Flasche mit abgebrannter Kerze, einer Melone in gleissendem Licht vor cremefarbenen Hintergrund, welches an eine Südseeinsel denken lassen kann, ein flauschig erscheinender beige-oranger Stoff mit rose-farbenen Highlights, der um eine Kugel gewickelt zu sein scheint und damit leicht anthropomorphisierend wirkt, eine sich an die Malereitradition des „all-over“ anlehnende naturalistische Malerei einer gleichförmig zerknüllten Alufolie, eine farblich präzise Studie einer Jeanshose, zwei Bilder des Nicht-materials Feuer und des zerfliessenden Wachses einer Kerze, eine in grellem Cyan-blau mit deckend weissen Lichtreflexen gehalten leere Flasche vor zwei abgetönt blauen Hintergrundfarben, bei der nur in den Schatten das Violettblau eingesetzt wurde, was für eine frappierende Räumlichkeitswirkung sorgt, ein in zerfliessenden Grüntönen angelegtes Arrangement von Pflanzen in durchscheinenden türkisen Gläsern, eine sehr geerdet wirkende Tonkaraffe, deren Bemalung mit dem Hintergrund korrespondiert (Morandi), drei pyramidenartig gestapelte bunte Jonglierbälle vor grau- schwarzem Grund, die die Leichtigkeit des Jonglierens erahnen lassen, eine futuristische Karaffe mit aromatisiertem Wasser in klaren, strengen Linien vor einem athmosphärisch sehr dichten Hintergrund, ein sehr präzises Weinglas mit intensiv beobachteten Lichtreflexen, ein ein feurig- rotes Handtuch mit schwarzen Schatten und knallgelber Banane, ein hochformatiges Bild, dessen obere 2/3 einer hell- dunkelgrauen Raumsituation vorbehalten ist und in dessen unterem Drittel sich ein filigranes, hellgrünes- bis türkises Netz von orange-gelben Zitronen auf beige-orangem Grund befindet. Das Netz wirft einen harten, aber ebenso zierlichen Schlagschatten auf die hellgraue Wand. Weitere Bilder der Studierenden sind: eine saftig- grüne Pflanze mit sich dynamisch reckenden Blättern, eine frappierend realistisch wirkende Malerei von einem Zweig roter Tomaten auf schimmernd weissem Grund, eine geföllte Plastikflasche, ein Trio von drei Flaschen aus verschiedenen Materialien, eine Glühbirne, ein von zwei Scheinwerfern angestrahlter Kürbis, ein, an Ensor erinnernder Blumenstrauss mit danebenstehender Kerze, ein an Hockney erinnerndes Zusammenspiel von einem Massband, einer Aloe Verazimmerpflanze und einer Zitruspresse, ein Bild eines Lavastückes, das in cyan, magenta, schwarz und weiss gehalten, an eine apokalyptische Landschaft denken lässt, einige Topfpflanzen im morgentlichen Sonnenlicht, ein sich spielerisch rankender Zweig, der aus einer geriffelten Vase herauszuwachsen scheint, welche wiederum auf einem umgestürzten Blumentop steht, eine ausgeblasene schwarze Kerze vor einer irisierend leuchtenden lachs/weiss/cyanfarbenen Kristallsteinlampe, was einen erschreckenden Kontrast hervorruft, eine farblich und zeichnerisch sehr geerdet und sicher wirkende Glasvase, ein in wolkiger Malweise hingetupftes, weisses Gefäss mit beiliegender weisser Malvenblüte, die Kristalllampe vor türkis/ kobaltfarbenen Hintergrund in beunruhigend dreidimensionaler Darstellung, ein knallroter Lackschnürschuh in rosafarbenen Faltenwurf, ein zitron/ kobaltfabener Faltenwurf und eine durchsichtige Plastiktüte mit Äpfeln, deren Stofflichkeit über jeden Zweifel erhaben ist.
Bildcredits: Julia Jansen