Digitaler Rundgang: Künstlerbücher mit Fotografie

Bildquelle: Every Building on the Sunset Strip, 1966, Ed Ruscha. Self-published book

Das Fotobuch zeigt einen neuen Umgang mit Bildern in experimentellen Formen und Formaten. Nicht nur zu dem Einzelbild versteht sich das Fotobuch als ein Gegenmodell, sondern auch zu dem Umgang mit Bildern in dem digitalen Bildraum.Fotografie kommt in einem Fotobuch zu einer reflektierten Konzentration und Verdichtung, die im Netz abhanden zu sein scheint. Es bietet ausgewählten Fotografien Spiel-und Experimentierraum für verschiedene Bildkompositionen und Assoziationen. Trotzdem, dass die Verbreitung von Fotografien der heutigen Zeit hauptsächlich durch die elektronischen Medien und nicht mehr durch eine materielle Fixierung in Form von Prints / Abzügen stattfindet, genießt das Fotobuch ein Revival. Die Auseinandersetzung mit dem Fotobuch offenbart einen neuen Blick auf das Verhältnis zwischen analoger und digitaler Fotografie, die für den Umgang mit dem Medium unabdingbar ist.

In diesem Seminar werden sowohl verschiedene Fotobücher zeitgenössischer Fotokünstler*innen angeschaut, als auch eigene Fotobücher in Gruppen-und Einzelarbeit konzipiert, gestaltet und umgesetzt. Studierende können hier sowohl eigene bisher entstandene Fotoarbeiten als auch neue Ideen umsetzen. Aufgrund der aktuellen Lage konnte die Buchbinderwerkstatt leider nicht besucht werden, daher sind die Künstlerbücher im Sommersemester 2020 hauptsächlich digital umgesetzt worden.

4.52.2 – Carla Hamacher

Diese Fotografien sind in der Zeit entstanden, in der ich noch in einem kleinen Wohnheimzimmer gewohnt habe. Die Zusammenstellung drückt meine Gefühle von Einsamkeit und Anonymität aus, die ich dort empfunden habe.

 

leere – alicia kiesow

Das Projekt LEERE zeigt das, was vermutlich viele während des Lockdowns empfunden haben: Einsamkeit in den eigenen vier Wänden, welche immer mehr zu einem Gefängnis werden, bei dem unklar ist, wann man wieder rauskommt.

3/15 – Jan-Vincent Mehnert

Dieses Künstlerbuch behandelt das Zurücklassen von Spielzeugen und Unterhaltungsgegenständen zu verschiedenen Zeitpunktenin der Kindheit. Die Fotos zeigen diverse Objekte die wir während des Alltags entdeckt haben. Als Gegenpol dazu gibt es eine Farbfläche und eine Zahl auf der jeweils gegenüberliegenden Seite.Die Farbauswahl basiert hierbei für jenenFarben, die unsere Aufmerksamkeit auf die jeweiligen Objekte gelenkthat und die Zahl für das Alter in dem wir glauben, dass dieses Objekt zurückgelassen wurde. In gedruckter Version würde dieses Künstlerbuch in den Maßen 20×20 cm auf dicken Pappseiten gedruckt und mit einer Ringbindung versehen werden, so dass es nach außen den Eindruck eines Kinderbuches bekommt. So entsteht der Kontrast zwischen einem sichtlich farbenfrohen und verspielten Kinderbuch, welches jedoch in Wirklichkeit die emotionale und melancholische Realität dieser (ehemals Freude bringenden) Objekte auffängt.

Layout und Idee: Jan-Vincent Mehnert

Fotos: Felicitas Dahmen & Jan-Vincent Mehnert

 

Nike 95 (2020) – Mareen Müller

Die Arbeit Nike 95 ist eine Suche nach der Bedeutung und Funktion von Sportmarken im Alltag von Jugendlichen, die im Umfeld der im Slang bezeichneten » quatre-vingt-quinze « (franz.: 95) aufwachsen. In Anlehnung an die Jahreszahlen in den Modellbezeichungen von Nike Sneakern, verweist „95“ in dieser Arbeit auf eben jene – die ersten beiden Ziffern der Postleitzahlen des nördlichen Banlieues von Paris.

racines – nadia ramz

Thema meiner Arbeit ist die Erinnerung an Orte und ihre Rekonstruktion.

Einfluss auf die Auswahl der Werke hatte unter anderem mein persönlicher Bezug, der sich immer wieder minimal in einigen Werken widerspiegelt.

Ein besonderes Augenmerk liegt außerdem auf dem Aspekt Atmosphäre, der nicht zuletzt auch durch die Farbgebung ausgedrückt wird.