Nachruf Dr. Maria Eva Hein

Dr. Maria Eva Hein

21.02.1946 – 02.12.2021

 

Es gibt Menschen, die lassen mit ihrem Wirken Räume virulenter erscheinen. Ein solcher Mensch war unsere Kollegin Maria Hein. Als sie kurz nach der Jahrtausendwende in der damals schon angegrauten Aula der Humanwissenschaftlichen Fakultät das Stück „elettricitá“ von Filipo Tommaso Marinetti inszenierte, kam selbst dieser Raum auf Touren: Es brodelte und knallte und rockte in allen Raumfugen, als Kölner und Essener Studierende in diesem Gemeinschaftsprojekt einen prallen Futurismus zur Aufführung brachten – so viel dissente Ästhetik war selten in diesem Raum und an dieser Fakultät. Maria Hein arbeitete stets an komplexen Stoffen und suchte für die Umsetzung nach widerstreitenden Konzepten. Sie gewann dafür eine immer größer werdende Gruppe von Studierenden, die auch noch aus dem Schuldienst heraus an ihren Theaterprojekten teilnahmen.

Maria Hein ist am 2. Dezember 2021 nach schwerer Krankheit verstorben. Mit ihr geht auch ihre Liebe zur Literatur und zum Theater, die am Institut für Kunst und Kunsttheorie historisch ihren festen Platz hatte. Sie ließ sich von Texten und Worten bewegen, die sie ihrerseits in performative Theaterkonzepte übersetzte – kollaborativ mit Kolleg*innen und Studierenden erarbeitet. Geboren 1946 in Baia Mare, Rumänien, kam sie nach einem Studium und Promotion an der Uni Münster Ende der 1990er Jahre als abgeordnete Lehrerin und promovierte Literaturwissenschaftlerin an das damalige Institut für Kunst- und Kunsttheorie. Und brachte diese ihre Begeisterung für das Theater mit. Sie erarbeitete einen interdisziplinären Arbeitsschwerpunkt „Darstellendes Spiel“ und vertiefte ein Kooperationsprojekt Kinder- und Jugendtheater mit dem COMEDIA Theater in Köln, dem heutigen Zentrum der Kultur für Junges Publikum Köln und NRW. Sie integrierte professionelles Wissen wie Bühnenbild, Technik und Performance in die Projekte – in Stücken von z.B. Zuckmayer, Molière, Ibsen, Marinetti, Brecht und Jarry – und machte damit die Orte ihres Wirkens zur Interaktionsplattform eines experimentellen Theaters in wechselnden Kooperationen. Nach ihrer Pensionierung 2011 wirkte sie noch über sieben Jahre mit Lehraufträgen am Institut für Kunst und Kunsttheorie und  vertiefte den Schwerpunkt Film. Diese Seminare waren legendär gut besucht, auch mit Studierenden des studium generale und Studierenden der KHM, die Maria Heins Filmanalysen suchten und schätzten. 

Wir danken Maria Hein für ihr Engagement und ihre Mitarbeit am Institut. Und enden mit letzten Worten von François Rabelais:

„Ich will ein großes Vielleicht aufsuchen. Lasst den Vorhang fallen, das Stück ist ausgespielt.“

 

Nachruf von Prof. Dr. Heidi Helmhold, Köln

Die Trauerfeier findet am 15.12.21 um 11:30 Uhr auf dem Südfriedhof Köln statt.