Digitaler Rundgang: To Photograph the Details of a Dark Horse in Low Light
WiSe 2020/2021
Dozentin: Olga Holzschuh
Bildcredits: aus der Serie „To Photograph the Details of a Dark Horse in Low Light“ von Broomberg & Chanarin
Die Arbeit „To Photograph the Details of a Dark Horse in Low Light“ der Künstler Adam Broomberg (Südafrika, 1970) und Oliver Chanarin (Großbritannien, 1971) untersucht das Verhältnis von Fotografie und Rassismus. Der Titel „To Photograph the Details of a Dark Horse in Low Light“ bezieht sich auf einen Satz aus einer Werbeanzeige, mit der Kodak in den frühen 1980er Jahren auf ein neues Produkt aufmerksam machte. Die Firma hatte einen Negativfilm auf den Markt gebracht, der es erstmals ermöglichte, dunkle Haut genau wiederzugeben.
Das Seminar hinterfragt die Fotografie als ein machtvolles Instrument der Blickführung (im Kontext ihrer Repräsentationsfunktion) und untersucht die Entwicklungsgeschichte des Mediums und seine Dominanz als eine weiße, normgebende, global wirksame Technik in (post-)kolonialen Gesellschaften.
Die im Seminar entstandenen Arbeiten spiegeln die Beschäftigung sowohl mit dem Fokus der Fotografie wider, als auch die Auseinandersetzung mit medienübergreifenden künstlerischen Positionen und Theorien des postkolonialen, antirassistischen Diskurses. Einige Ergebnisse aus dem Seminar sind hier zu sehen.
Kolonial Afrika – Julia Wagner
Bei dieser Videoarbeit soll der Aneignungsprozess der Kolonialmächte von Afrika dargestellt werden. Der unberührte Kontinent Afrika ist nach derKolonialisierung in viele Stücke aufgeteilt. Das Zerknüllen des Papiers soll das gewaltvolle und rücksichtlose Vorgehen widerspiegeln.
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Wurzelwerke – Lena Frost
Was haben Botanische Gärten mit Kolonialismus zu tun? Inwiefern spiegeln Pflanzen kolonialistische Aneignungsprozesse wider? Und was können wir aus den Geschichten der Pflanzen und der Art wie diese Geschichten erzählt werden über die Mechanismen (post-)kolonialistischer Strukturen schließen? Die Welwitschie – benannt nach ihrem „Entdecker“ Friedrich Welwitsch – stammt ursprünglich aus Namibia und Angola. Dort wird sie n’tumbo („Stumpf“) genannt. Die Herero kennen sie unter dem Namen onyanga, was „Wüstenzwiebel“ bedeutet und auf Afrikaans wird sie aufgrund ihrer erstaunlich langen Lebensdauer von bis zu 2000 Jahren tweeblaarkanniedood genannt, was etwa „Zwei-Blatt-kann-nicht-sterben“ bedeutet.In zahlreichen botanischen Gärten in Deutschland wird sie oft als “hässlichste” oder “merkwürdigste” Pflanze der Welt oder als “monströs” bezeichnet. In diesen Bezeichnungen wird sowohl ein Spannungsfeld von Faszination, Ekel und Exotismus sichtbar als auch die tief verwurzelten kolonialen Perspektiven, die sich in der Gegenwart fortschreiben.Die folgenden Collagen zeigen Kölner Denkmäler und Bauwerke mit kolonialgeschichtlicher Vergangenheit und spielen mit der Überlegung, wie sich eine Pflanze gegen die Mechanismen eben dieses (post-)kolonialistischen „Wurzelwerks“ auflehnt.
ohne Titel – Leonie Jost
Bei dem Projekt habe ich mich mit der Herstellung von Kaffee und den meist sehr schlechten Arbeitsbedingungen für Arbeiter:innen auseinander gesetzt. Mit einer Fotomonatge wurde versucht, Bilder der Arbeiter:innen und der Arbeitskonditionen im Kaffee wiederspiegeln zu lassen. Die Bilder wurden sehr subtil eingebaut, damit Betrachter:innen genau hinsehen müssen, um das Werk in Gänze zu erfassen – eben so, wie näher auf den Kaffee und seinen Ursprung geschaut werden sollte ;).
Carnival Sticker Book – Julia Goltermann
Die Arbeit Carnival Sticker Book beschäftigt sich mit rassistischen Narrativen im Kölschen Karneval. Diese Narrative materialisieren sich unter anderem in Form von Karnevalsorden. Diese waren ursprünglich eine geringschätzende Parodie von militärischen Benehmen und dem dazugehörigen Pomp. Heute sind sie wieder eine Belohnung für Engagement im Kaneval und somit konträr zur ursprünglichen Idee von Orden im Karneval.
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