Vor dem Hintergrund fortschreitender Digitalisierung und Globalisierung richtet sich der Fokus des Projekts „Queering Media Culture & Arts Education“ (2018) auf die medienspezifischen De- und Restabilisierungen von Gender und People of Colour: Wo und wie wirken Vorstellungen von Gender und People of Colour in Medien? Und wie werden diese Vorstellungen wiederum von den Medien strukturiert? Von Interesse ist außerdem die Frage, welche bildungstheoretischen und medienpädagogischen Herausforderungen sich im Horizont medienkultureller Transformationen und queer-feministischer, postkolonialer Einsprüchen auftun.

In den sich überschneidenden Fragen, die feministische, queere und postkoloniale Theorie zu race, class, gender, whiteness und disability formuliert, spielt der Bereich des Visuellen und Medialen eine zentrale Rolle (Hall 1997; McRobbie 1991). Denn mediale Visualisierungen folgen bestimmten Darstellungsparametern und formen somit kulturelle Bildrepertoires, die Bedeutungen produzieren, wiederholen und immer wieder neu in Kraft setzen. Kaja Silverman hat dies in einer Theorie der ‘Blickregime’ und ihrer Bedeutung für die Konstitution von Subjektivität untersucht (Silverman 1997). Mediale Repräsentationen nehmen in ihrer jeweils spezifischen Form auf die Konstruktion von Geschlecht, Sexualität und Alterität und somit auch auf Subjektivierungsprozesse Einfluss, die sich in Wiederholungen von Alltagspraktiken, Gesten, kulturellen Codes, von Benennungen, Anrufungen und Sichtbarkeiten vollziehen. Die These, dass veränderte Medialität zu veränderter Subjektivität führt, (Jörissen/Meyer 2015) ist hier also auch aus queer-feministischer und postkolonialer Perspektive anschlussfähig.

Das Projekt untersucht daher neue Bildsprachen, visuelle (Selbst-)repräsentationen und künstlerisch-mediale Strategien, die normative und stereotype „Regime der Repräsentation“ von Frauen, People of Color und Queers herausfordern. Wie machen Künstler(innen) heterosexistische und rassistische Normen sichtbar? Welche alternativen Visualisierungen bringt queere Performativität hervor? Wie lässt sich kritische Medienpraxis von diesem Standpunkt aus bestimmen? Und welche theoretischen und methodischen Ansätze lassen sich daraus ableiten?

Im Anschluss an die Workshopreihe Ästhetische Praxis als Medienkritik, die im Wintersemester 2017/18 stattfand, soll zudem die Befragung des Kritikbegriffs aus einer queer-feministischen, postkolonialen Perspektive in den Mittelpunkt rücken. Im Rahmen von drei Workshops werden Ansätze, Vorgehensweisen und Bezüge kritischer, postdigitaler Medienpraxis untersucht und der Kritikbegriff vor dem Hintergrund der Geschichte(n) postkolonialer, feministischer Kritik und des Widerstands in den Blick genommen.

DURCHFÜHRENDE

Jane Eschment, Olga Holzschuh, Kristin Klein, Katja Lell, Aurora Rodonò, Rina Schmeing und Nada Schroer (alle Universität zu Köln), Eva Busch und Julia Nitschke sowie und Monika Elias (Grimme-Institut).

Das Projekt wird gefördert durch das Grimme Forschungskolleg.

 

WORKSHOP-SERIE FUTURE MEMORIES

Die Workshop-Serie Future Memories ist ein kollaboratives, von Lehrenden und Studierenden gemeinsam kuratiertes und organisiertes Projekt, das aus der Initiative Queering Media Culture & Arts Education hervorgegangen ist. Die Arbeit der Initiative zielt auf eine kritische Auseinandersetzung mit den üblichen akademischen Normen der Wissensproduktion sowie den räumlichen und zeitlichen Lehr- und Lernbedingungen. Dabei möchten wir alternative Formen des Lehrens, Lernens, des Zuhören, Lesens, gemeinsamen Recherchieren und Handelns aus einer intersektionalen, queeren und feministischen sowie postkolonialen und antirassistischen Perspektive erkunden und strukturell vorantreiben.

Welche Vorstellung machen wir uns von der Zukunft in Bezug auf Beziehung und Gesellschaft, Lernen und Arbeiten? Wo und unter welchen Bedingungen wird diese Zukunft produziert und wer kann daran teilhaben? Welche Räume brauchen wir (auch an der Universität), um andere Visionen von anderen Zukünften zu entwickeln – abseits von Fortschrittsmantren, patriarchalen Strukturen und individueller Karriereplanung à la “my husband, my house, my highspeed boat”? Der Workshop FUTURE (2.-3.11.2018)  nimmt Zukunftsentwürfe in Kunst, kuratorischer Praxis und Wissenschaft aus queer-feministischer und postkolonialer Perspektive in den Blick. In Workshops, Reading Groups, Orakel-Sessions und bei gemeinsamen Mahlzeiten wollen wir die Zukunft gedanklich erkunden und imaginär zurückerobern. Diskutiert und verhandelt werden dabei Zukunftsentwürfe mit Bezug auf Performativität und Zeitlichkeit, Repräsentationskritik und zukünftiges kollektives Kommunizieren, Imaginieren und Handeln.

Der Workshop MEMORIES (7.-8.12.2018) widmet sich unterschiedlichen Zugänge zu queeren, alternativen Archiven (auch im Sinne eines Living Archive) an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Aktivismus. Außerdem wollen wir darüber nachdenken, wie eine „Queer Futurity“ ausgehend von einer Übermalung dominanter Erinnerungsdispositive aussehen kann. Wie sehen Bilder und Repräsentationen aus, die wir in der Zukunft erinnern werden? Was braucht es, um neue, alternative Formen der Erinnerungskultur zu initiieren, um hegemoniale Geschichtsnarrative gegen den Strich zu bürsten und marginalisiertes Wissen aus antirassistischer und queer-feministischer Perspektive sichtbar zu machen? Und welche Konsequenzen leiten wir daraus für Handlungspraktiken, Kontexte und Formate von Vermittlungsarbeit ab?

Weitere Infos: queeringfuturememoriescologne.wordpress.com

 

Bildcredit: 8/3/2017 feat. Juliana Huxtable © 2016 AU Matt. Courtesy the artist