Die kleinste Geste – Einladung zur Ausstellungseröffnung am 3.7.13

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In diesem Sommersemester haben Lena Ziese, Achim Lengerer und ich ein gemeinsames Seminar zu Fernand Deligny veranstaltet. Titel unserer Annäherungen zusammen mit den Studierenden war „Die kleinste Geste zwischen Sichtbarem und Sagbarem“. Im Rahmen der Jahresausstellung der HFBK vom 4.-7. Juli 2013 sind einige studentische Arbeiten zu sehen, die im Rahmen des Seminarprojekts entstanden sind. Eröffnung ist am 3. Juli um 20 Uhr in der Wartenau 15, Rm 15. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Zur näheren Information hier noch ein Auszug aus unserem Seminarkonzept:

„Das Werk Fernand Delignys (1913-1996), französischer Filmemacher, Schriftsteller und Pädagoge ist Ausgangspunkt und Thema dieses transdisziplinären Seminarprojekts. Deligny begann, in den 1940er Jahren mit autistischen Kindern zu leben und zu arbeiten. Sein Anliegen war es dabei nicht die Jugendlichen über Sprache zu „erziehen“, sondern ihnen innerhalb der „normalen“ gesellschaftlichen Strukturen, eigene Wege zu ermöglichen und sich eigenen Lebensraum zu erschließen. Deligny produzierte hierzu mehrere Filme und immer auch begleitende Texte. Er nutzte zudem das Voice-over, als (s)eine literarische, erzählende Stimme, die er vorsichtig dem Bild parallel setzte; so entstand eine Tonspur, die er der Bildspur „anlegte“ und die sich in fragiler Balance zur gestischen Ausdrucksweise der Kinder und dem visuellen Ausdruck der Bilder artikuliert. Die Arbeit als Filmemacher, Autor und Erzieher wird so für Deligny integraler Bestandteil einer experimentellen Praxis.

Das Seminar nimmt Delignys vorsichtigen Umgang mit Sprache als poetisches Element der Vermittlung zwischen Sichtbarem und Sagbarem zum Ausgangspunkt einer Übersetzung in eigene künstlerische Ausdrucksweisen: Welche peripheren Gesten und Handlungsformen werden durch die Auseinandersetzung mit Deligny wichtig? Wie lassen sich diese in eine weiterführende Arbeitsweise übersetzen?
Es gilt die kleinste, vorsichtige, unscheinbarste Geste Delignys zu finden, aufzuheben und weiterzuentwickeln. Hierbei kann es vorkommen, dass „eine solche driftende Geste – geste de dérive – plötz-lich zu einer steuernden Geste – geste dérive – wird, die sowohl Geste als auch ein Ding ist. Die unscheinbarste unserer Gesten ist zunächst ein Ding, und das unscheinbare Ding kann eine ganze Welt von Gesten hervorbringen“ (Deligny). Die gemeinsame Arbeit in den vier Kompaktworkshops soll dieses Verhältnis in sich tragen. Somit wird nicht nur Fernand Delignys Arbeitsweise verhandelt, sondern auch die verschiedenen Ausdrucksformen der Studierenden, die am Projekt beteiligt sind.“