monthly lectures
Kunst & Kunsttheorie

Abstract

Die Wahrnehmung von Unterricht zu beforschen, ist Anliegen des vorzustellenden fachdidaktischen Lehr-Formats. Dazu eignen sich in hervorragender Weise Beobachtungen aus dem eigenen wie dem fremden Schulalltag des Gymnasiums. Die Hauptrolle dabei spielen Textstücke, und unter diesen zeichnen sich einige als Sprachstücke aus. Mit der Übungsanlage scheinbar unscheinbar werden im Rahmen des Kunstpädagogik-Studiums Fragen im Kontext desLehrpraktikums (CH) und/oder des Praxissemesters (D) formulierbar, die mitunter in feinenNuancen ‚etwas‘ anklingen lassen, worin sich Wirkung manifestiert.

Sprachstücke entstehen in Lehrveranstaltungen mit Studierenden während der Ausbildung – als Einzelarbeit wie im Austausch – in einer Art Überkreuzung von didaktischem Denken und künstlerisch-ästhetischem Handeln: Beobachtungen werden in Texte übersetzt. In einem dem Seminar nachgelagerten Schritt entstehen – durch die Hochschuldidaktikerin, jetzt als Forschende – Deskriptionen, die über phänomenologisch-beschreibende wie künstlerisch-ästhetischeBetrachtungen jene Qualitäten aufblättern, die Sprachstücke ausmachen.

Der Vortrag verweist auf Hintergründe zur Übungsanlage im Seminar und zeigt konkret die Umsetzung mit den Studierenden auf. Er beleuchtet am Beispiel „Ein Walfisch – weil‘s so aussieht“, wie sich die Recherchen am gewählten Sprachstückweiterführen lassen: in eine Form des Voraus(ent)werfens, in Bezug auf die Reflexion von Unterrichtsbeobachtung, verstanden als Ergänzung zum weitverbreitet praktizierten nachgestellten Verbessern. Das Vorgehen lässt umgekehrt Raum für Interpretations(ent)würfe, die nicht abschließend, sondern eher voraustastend verstanden werden wollen.

 

Info

Judit Villiger ist als Künstlerin, Kuratorin und Dozentin für Kunstpädagogik tätig. Sie unterrichtet an der ZHdK im Bachelor und Masterstudiengang Art Education im Bereich des Praxissemesters Kunstpädagogik. Ihre an der Kunstakademie Münster eingereichte phänomenologisch-hermeneutisch ausgerichtete Promotion scheinbar unscheinbar – das Sprachstück als Beitrag zu Professionalisierungsprozessen in der Hochschuldidaktik beschäftigt sich mit Fragen an der Schnittstelle von Lehre, Forschung und Kunst, um in anforderungsreichen Praxissituationen eine konkrete Handlungsorientierung zu entwickeln. Damit wird u.a. die Frage gestellt, wie sich ein Anspruch an Reflexion und Reflexivität denken lässt, der die Bedeutung von Empfindsamkeit und Sinnlichkeit einbezieht und auch Undurchschaubares in seiner (Re-)Konstruktion nicht ausschließt.