monthly lectures
Kunst & Kunsttheorie

Abstract

Pop ist in der Krise: Glaubt man den Äußerungen international einschlägiger Poptheoretiker, dann befindet sich Popmusik mittlerweile im Zustand kollektiver „Retromania“ (Simon Reynolds). Die allgegenwärtige Nutzung u.a. von Streaming-Diensten wiederum hat zu einer ständigen Verfügbarkeit, einem Archiv aller Stile und Praktiken von Pop „in hoher Auflösung“ (Diedrich Diederichsen) geführt, bei gleichzeitiger Nivellierung ihrer je spezifischen Historizität und (sub)kulturellen Bedeutung. Parallel erfährt, neben dem Live-Erlebnis, die Objekthaftigkeit von Popmusik einen unerwarteten Aufschwung, etwa in der Renaissance von Vinyl oder einer Flut von luxuriös ausgestatteten Collector’s Editions. Darüber hinaus lassen sich in immer schnellerer Folge Medien- und Formatwechsel beobachten, wobei ein Schwerpunkt darin zu liegen scheint, – wie etwa in der momentan sehr erfolgreichen App musical.ly – das indexikalische Moment von Popmusik vollends an die Rezipient*innen weiterzureichen. Entlang aktueller Beispiele fragt der Vortrag nach der oder den Geschichtsphilosophie(n) von Pop heute und damit auch danach, ob im Zeitalter der Digitalisierung im Pop derzeit auch ein ästhetischer Paradigmenwechsel stattfindet.

Info

Matthias Pasdzierny ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin und Arbeitsstellenleiter der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 2013 an der UdK Berlin Promotion (Wiederaufnahme? Rückkehr aus dem Exil und das westdeutsche Musikleben nach 1945). Forschungsschwerpunkte: Musikgeschichte nach 1945, Digitale Musikedition und Edition der Musik des 20. Jahrhunderts; Techno; Popkultur und deutsche „Vergangenheitsbewältigung“; Musik und Video Game Culture.

https://www.udk-berlin.de/personen/detailansicht/person/matthias-pasdzierny/
http://www.bbaw.de/forschung/zimmermann/uebersicht