Peggy Piesche: Kunst als Leerstelle der Reproduktion kolonialer Netzwerke? Kritisches Weißsein und Intersektionalität für eine dekoloniale Kunst(und)Bildung (28.04.2017)
Abstract
In ihrem Vortrag setzt sich Peggy Piesche, neben einer einleitenden Begriffsdefinition von Rassismus und Weißsein, kritisch mit der Bedeutsamkeit von Symbolen und Stereotypen für das Funktionieren von Gesellschaft auseinander. Am Beispiel verschiedener medialer Repräsentationen, insbesondere aus der Werbung, reflektiert sie den Einsatz von Symbolfarben und deren Wirksamkeit innerhalb einer rassistisch strukturierten Gesellschaft. Dabei geht sie der Frage nach, wie dominante Wissensarchive überschrieben werden können. Wie kann eine Gesellschaft, die nach der diversitätsorientierten Perspektive als „aufnehmendes Zentrum“ bezeichnet wird, Kategorien von Race, Class, Gender, Age oder Sexuelle Orientierung aufstellen, sich deren Zuordnung aber gleichzeitig verweigern? Eine Veränderungsmöglichkeit sieht sie in den folgenden drei Säulen: eine veränderte Wahrnehmung, eine diversitätsbewusste Haltung und ein entsprechendes Handeln. Sprache fungiert hier ebenso als politischer Akt, der Binaritäten und hegemoniales Wissen reproduziert. So ließe sich nach Piesche vielmehr von einer „Krise europäischen Weißseins“ sprechen als von einer „Flüchtlingskrise“. In der Konsequenz fordert Peggy Piesche einen Perspektivwechsel, demzufolge herrschende Diskursräume in Frage gestellt werden.
Info
Peggy Piesche, geboren und aufgewachsen in der DDR, ist eine Schwarze deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Nach langjährigen Lehrtätigkeiten in den Niederlanden (Universität Utrecht) und den USA (Vassar College und Hamilton College/NY), arbeitete sie ab 2013 an der Academy of Advanced African Studies (Universität Bayreuth) mit dem Forschungsschwerpunkt „Zukunftskonzeptionen in Afrika und der Diaspora“. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit liegt in den Feldern und jeweiligen Schnittstellen von Diaspora und Translokalität, Performativität von Erinnerungskulturen (Spatiality and Coloniality of Memories) sowie Black Feminist Studies und Critical Race und Whiteness Studies. Sie publizierte zu Rassifizierungen und Schwarzen Images, Kolonialgeschichte und kollektiver Erinnerung sowie Afrofuturismus und Afrikanisch/Diasporische Zukunftsentwürfe. Piesche ist u.a. Mit-Herausgeberin von „Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland“ (2005, überarb. Fassung 2009) und gab 2012 die Anthologie „‚Euer Schweigen schützt Euch nicht: Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland“ heraus. Sie ist außerdem transkulturelle Trainerin für kritische Weißseinsreflexion in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. In der Schwarzen (deutschen) Bewegung ist sie seit 1990 aktiv und Mitfrau bei ADEFRA e.V. (Schwarze Frauen in Deutschland) und seit 2016 executive board member von ASWAD (Association for the Study of the Worldwide African Diaspora).
facebook.com/GenerationAdefra/?fref=ts
diversifying-matters.com/#!/page_home
https://www.facebook.com/peggy.piesche