monthly lectures
Kunst & Kunsttheorie

Abstract

Als zeitbezogene Dokumente transportieren Schulbücher ein historisch oder aktuell als gültig anerkanntes und verhandeltes Konsenswissen. Kritische Untersuchungen von Bildungspublikationen für schulische Kontexte ermöglichen es, mehrheitsgesellschaftliche Norm- und Wertvorstellungen zu rekonstruieren und darin hinterlegte Machtmechanismen sowie politische und pädagogische Haltungen offenzulegen. Durch Analysen von Produktionsprozessen von Schulbüchern und anderen schulischen Bildungsmedien wird deutlich, dass diese immer auch an soziale, politische, ökologische und wirtschaftliche Bedingungen gebunden sind. Etablierte Strukturen und Ökologien von Wissensproduktion formieren und transformieren sich über darin situierte, verkörperte und kontextspezifische Publikationspraktiken mit. An kritische Analysen von schulischen Bildungsmedien anknüpfend, möchte ich das mediale und kontextuelle Setting des Vortrags zum Anlass nehmen, um die Frage aufzuwerfen, wie Wissenspraktiken (über Schulbücher) in Bildungsräume transportiert werden und wie sie dort rezipiert und aktiviert werden. Die Auseinandersetzung mit situierten Publikationspraktiken wird so konzeptionell vor die Frage nach den publizierten Informationen gestellt, ohne die Verbindung von Publikationspraktiken und transportierten Inhalten ausser Acht zu lassen, sondern um vielmehr deren bildungsrelevantes Ineinandergreifen zu thematisieren. Anhand von Praxisbeispielen und Publikationsprojekten in Schul- und Hochschulkontexten wird danach gefragt, inwiefern engagierte Publikationspraktiken kunstpädagogische Aktionsräume eröffnen können, in denen Bildungs- und Publikationsarbeit als kritische, unabgeschlossene, multi-temporale Prozesse zueinander in Beziehung gebracht werden können; und inwiefern öko- und queer-feministische Ansätze dabei helfen können, u.a. vorherrschende chronozentristische Wissenspraktiken re-formulierend und ko-produzierend durcheinander zu bringen.

Info

Janina Krepart ist Kunstpädagogin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Master Art Education an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie studierte Kunst an der HFBK Hamburg und Kunstpädagogik an der ZHdK in Zürich. Sie forscht zu medialen, materiellen Ansätzen künstlerischen Lehrens und Lernens und interessiert sich insbesondere für installative und publizistische Praktiken in kunstpädagogischen Kontexten.