Wolfgang Ullrich: Der Streit um die Autonomie der Kunst (11.01.2023)
Abstract
Spätestens die Debatten um die documenta 15 haben offenbart, dass es in der Kunstwelt gärt und dass sich in den letzten Jahren neue Frontlinien gebildet haben. Hat man es bei Großveranstaltungen, aber zunehmend auch in Museen und Ausstellungshäusern oft mit einer politisch engagierten, gar aktivistischen Kunst zu tun, ja werden hier große Themen wie Rassismus, Klimawandel oder Minderheitendiskriminierung verhandelt, wird auf der anderen Seite die Autonomie der Kunst beschworen. Das Ideal der Autonomie galt während der gesamten westlichen Moderne weitgehend unangefochten, nun aber, da es herausgefordert oder gar an den Rand gedrängt wird, politisieren sich einige derer, die der Autonomie die Stange halten, ihrerseits. Sie befürchten eine ‚cancel culture‘, haben Argwohn gegen Kollektive und Identitätspolitik – um nur ein paar Schlagworte zu nennen. Wie aber sehen die Konflikte zwischen den beiden Gruppen einer aktivistischen und einer autonomen Kunst aus? Was verraten sie über den Zustand der Kunstwelt und der Gesellschaft? Und wie könnte es weitergehen? Diesen Fragen widmet sich der Vortrag anhand konkreter Beispiele.
Info
Wolfgang Ullrich, geb. 1967, war von 2006 bis 2015 Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seither lebt er als freier Autor und Kulturwissenschaftler in Leipzig. Er forscht und publiziert zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, zu bildsoziologischen Themen sowie zu Konsumtheorie. Er ist Mitherausgeber der Buchreihe „Digitale Bildkulturen“ im Verlag Klaus Wagenbach. – Jüngste Buchveröffentlichungen: Selfies. Die Rückkehr des öffentlichen Lebens, Berlin 2019; Feindbild werden. Ein Bericht, Berlin 2020; Die Kunst nach dem Ende ihrer Autonomie, Berlin 2022.- Mehr unter www.ideenfreiheit.de