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Kunst & Kunsttheorie

Abstract

Kolonialismus und Fotografie werden, auch im Kontext der deutschen Kolonialgeschichte Namibias, oft als simultane Prozesse begriffen. Beispiele sind die panoramischen Landschaftsfotografien, die anthropologische Vermessung von Schwarzen, indigenen und anderen Menschen of Color oder die hundertfach zirkulierenden visuellen Trophäen der selbsternannten Fortschritts-Pioniere. Vor dem Hintergrund der Geschichte Namibias, das zwischen 1884/85 und 1915 vom Deutschen Reich kolonisiert wurde, fragt dieser Beitrag, inwiefern Momente von Distanz, Trennung und linearer Zeit bis heute im Sehen und in einem weißen, vermeintlichen Recht auf Sichtbarkeit fortbestehen. Im Anschluss an theoretische und künstlerische Arbeiten von Ariella Azoulay, Tina Campt, Vitjitua Ndjiharine und Nashilongweshipwe Mushaandja soll aus einer weißen, queeren Position, nach Möglichkeiten und Grenzen einer anti-extraktivistischen Praxis des Sehens gefragt werden.

Info

Dr. des. Noam Gramlich arbeitet an der Universität Potsdam im Studiengang Europäische Medienwissenschaft und hat 2022 eine Promotion zum Thema Situierung, Extraktivismus und (De-)Kolonisation am Beispiel der Kupfermine in Tsumeb, Namibia vorgelegt. Akademische und außerakademische Themenschwerpunkte sind Kolonialität von Rohstoffen und Infrastrukturen, Kolonialgeschichte von botanischen Gärten und intersektional-feministischen Methoden. Mitherausgabe des Sammelbands Feministisches Spekulieren. Genealogien, Narrationen, Zeitlichkeiten, Berlin (Kadmos) 2020. Zahlreiche Artikelveröffentlichungen, z. B. „Mediengeologisches Sorgen. Mit Otobong Nkanga gegen Ökolonialität“. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft, 24, 2021, S. 65–76 (ausgezeichnet vom Best Publication Award Gender und Medien der Gesellschaft für Medienwissenschaft). Mitwirkung am AudioGuide Potsdam Postcolonial (2020).