Heidrun Allert & Christoph Richter: Bildungstheoretische Überlegungen zu poetischen Spielzügen und sozialer Praxis (13.01.2018)
Abstract
Mit dem Konzept des Spielzugs möchten wir verdeutlichen, dass es in Transformationsprozessen nicht um eine isolierte und zielgerichtete Handlung geht, sondern um eine situationsgebundene Transaktion, in der sich die Spielsituation selbst wandelt und die nicht auf die Fähigkeiten eines einzelnen Akteurs zurückgeführt werden kann. Wir möchten damit betonen, dass das Vermögen der Akteure miteinander im Spiel zu bleiben wichtiger ist als die Befolgung explizierter Regeln (vgl. Ehn, 1988). Im Mittelpunkt unseres Interesses stehen Spielzüge, die die Praxis selbst transformieren und nicht nur fortsetze. Ausgehend von einer pragmatistischen Sichtweise kommen transformative Spielzüge immer dann zum Tragen, wenn sich die Akteure in einer Situation wiederfinden, die sich als problematisch erweist, in dem Sinne, dass sie nicht wissen, welcher Art die Situation ist und wie sie sich verhalten können und/oder sollen (siehe Dewey, 1938). Im Rahmen des Vortrags unterscheiden wir zwei grundlegende Arten transformatorischer Spielzüge, die wir als regulativ bzw. poetisch bezeichnen (siehe Richter & Allert, 2017), und diskutieren diese hinsichtlich ihrer bildungstheoretischen Implikationen. Wir verstehen poetische Spielzüge hierbei als Möglichkeit einer an-archischen Praxis (Röttgers, 2015) als eine Form der Kritik, die sich nicht außerhalb, nicht in Distanz zur Praxis vollzieht, sondern in Form eines praktischen Möglichkeitssinns immer auch in diese involviert ist (vgl. Alkemeyer & Buschmann, 2017).
Info
Prof. Dr. Heidrun Allert ist Professorin der Pädagogik, Schwerpunkt Medienpädagogik/Bildungsinformatik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In der Forschung befasst sie sich mit der Untersuchung von Wissenspraktiken, Design als Untersuchung, Kreativität als soziale Praktik, mit der materialen Qualität epistemischer Artefakte sowie mit Digitalisierung und Algorithmisierung in der Bildung und in Bildungsinstitutionen unter praxistheoretischer Perspektive.
Christoph Richter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung Medienpädagogik/Bildungsinformatik des Instituts für Pädagogik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Neben der Untersuchung und Förderung computer-unterstützter kollaborativer Lern- und Wissenspraktiken und Fragen der Designforschung gilt sein aktuelles Forschungsinteresse der Rolle digitaler Technologien in Bezug auf Kreativität und ästhetische Artikulationen.