Bernadett Settele: Bildung in Performance (29.11.2017)
Abstract
Kunstvermittlung greift häufig künstlerische Praxen – auch aus Performance – auf, um Bildungsmomente und Räume des Miteinanders zu erzeugen. Wie bilden uns kollektive ästhetische Situationen? Der Vortrag stellt an Performancebeispielen und in Bezugnahme auf queerfeministische Theorien Überlegungen zur Theoretisierung des Jetztraumes von Performance vor.
Die queerfeministische Debatte weist auf die identitätskonstituierende Dimension von Kunst hin, statt Kunst als reine Erfahrungsermöglichung oder Wissensproduktion anzusehen. Meine begriffliche Grundlegung, um das Miteinander in Kunstsituationen zu konzipieren, sieht sich der Bestimmung des gendered life und being affected bei Judith Butler verpflichtet. Aus dieser Theorieperspektive lässt sich eine Ontologie der Bezüglichkeit bzw. der „Gebundenheit“ formulieren, als eine mögliche Voraussetzung dafür, Bildung in Performance und Überlegungen zur Subjektivation zusammenzudenken.
Im Fokus auf Bezüglichkeit oder Beziehungs¬förmigkeit greift der Vortrag den Begriff der Ausrichtung auf: Performance wäre als eine Situation zu konzipieren, die komplexe Ausrichtungen herstellt, die die Anwesenden ins Verhältnis zueinander stellen und die Fragen von Geschlecht/lichkeit wie auch von Gemeinschaft/lichkeit ins Werk setzen.
Info
Bernadett Settele, Mag. Art., forscht als wissenschaftliche Mitarbeiter_in an der Hochschule Luzern – Design & Kunst zu politisch engagierter Kunst und Kunstvermittlung; promoviert an der Universität Hamburg zum Thema „Bildung in Performance“; und ist Lehrbeauftragte an der Zürcher Hochschule der Künste. Arbeitsschwerpunkte: Aktuell arbeitet Settele zu Gesellschaft/lichkeit und Geschlecht/lichkeit in der Kunstpädagogik, zeitgenössischen Kunst und Kunsttheorie sowie zur Theoretisierung, Entwicklung und Beforschung von Kunstvermittlung. Jüngst erschienene Publikationen: „Verletzbarkeit – Körper in der Bildung“, in: Irgendwie anders. Inklusionsaspekte in den künstlerischen Fächern und der ästhetischen Bildung, herausgegeben von Manfred Blohm, Andreas Brenne und Sara Hornäk, Hannover: Fabrico Verlag, 2017, S. 75-84. Sepake Angiama, Zachary Bowman und Bernadett Settele im Interview mit Alena Nawrotzki: „Art Education in Contemporary Art Museums“, in: Now-Tomorrow-Flux. An Anthology on the Museum of Contemporary Art, herausgegeben von Beatrice von Bismarck, Heike Munder und Peter J. Schneemann, Zürich: JRP Ringier Kunstverlag, 2017, S. 227–239. „Thinking towards a Queer Art Education through Collective Practices in Performance“, in: Performance Research, 21:6 (On radical education), 2016. „Queer Art Education“, in: What’s Next? Art Education, herausgegeben von Torsten Meyer und Gila Kolb, München: kopaed, 2015, S. 308-311. „Dorothea Rust – Floating Gaps. Affektive Politiken von Performance-Kunst zwischen Erinnerung und Ereignis“, in FKW: Zeitschrift für Geschlechterforschung und Visuelle Kultur, Nr. 55 (New Politics of Looking: Affekt und Repräsentation), 2014.