Martin Kloepfer: C’est à l’amour comme à la guerre (19.05.2016)
Abstract
Retten wir den geliebten Menschen, wenn wir hundert dafür opfern müssen? Und wie könnten wir ihn danach noch lieben? Liebe setzt die Paradigmen der Gleichbehandlung aller außer Kraft und widerspricht daher per se unseren moralischen Kriterien, der Vorstellung von Gerechtigkeit. Trotzdem hat sie immer noch so einen verdammt guten Ruf, auch als Verkaufsargument „Got loved for my shoes K-Swiss“. Hierfür starben hundert Näherinnen in Bangladesch. Aber „I would do anything for love“. Liebe ist grundsätzlich entschuldigt, „Scheißegal, komm lass uns lieben“, und soll uns auch noch trösten, wenn sonst nichts klappt. Um es klar zu sagen. Liebe ist schön, erzeugt aber auch Leiden, nicht zuletzt bei den anderen. Wie kann man damit leben? Ziel des Workshops wird es sein, unter den gegebenen Umständen ein oder mehrere brauchbare Liebeslieder zu produzieren, ohne zu lügen, und am letzten Tag der springschool ein theatrales Konzert zu geben. Musikalität ist hilfreich, aber keine zwingende Voraussetzung, es gilt auch Sprechgesang. Entscheidend ist die Bereitschaft, seine moralischen und sonstigen Unzulänglichkeiten auszustellen, denn das ist die einzige Chance, damit nicht allein zu bleiben und Schönheit im Leiden zu finden. Und das ist vermutlich der Sinn von Theater: Den Fehler zeigen und dabei gewinnen.
Info
Martin Kloepfer ist freischaffender Regisseur und Teil der renommierten Theatergruppe SUBBOTNIK, die seit 2012 erfolgreich unter Zusammenarbeit mit Künstlern aller Sparten genreübergreifend an der Schnittstelle von Musiktheater, Performance, Installation und Live-Hörspiel agiert.