Dieser Workshop richtet sich explizit auch an Studierende, deren Familien zur Zeit des NS nicht in Deutschland lebten!
Foto: ©Lena Ditte Nissen
In meiner künstlerischen Arbeit setze ich mich seit einiger Zeit mit den nationalsozialistischen Schriften meiner Vorfahren, Täterinnen des Nationalsozialismus, auseinander.
Im Workshop werden wir ausgehend von Ausschnitten einiger einschlägiger Texte (Astrid Erll, Maya Nadig, Laurin Founrier, George Devereux, Michael Rothberg) darüber diskutieren, wie man einem nationalsozialistischem Erbe in der Familie aus heutiger Perspektive und in künstlerischen Projekten begegnen kann.
Ihr seid eingeladen Fotos/Objekte/Texte mitzubringen, die eure Familie mit dem Nationalsozialismus in Verbindung bringen. Gemeinsam werden wir uns diesen dann in Anlehnung an die Methode der Deutungswerkstatt in mehreren Gesprächen nähern und auf diese Weise unsere Affekte, Ängste, und unsere Wut konkret konfrontieren. Unsere unterschiedlichen Hintergründe und Lebensrealitäten spielen dabei eine wichtige Rolle. Wir werden dabei allerdings keinen „safer space”, sondern einen „vulnerable space”[2] erleben, in dem wir empathisch allen Emotionen und Perspektiven zuhören. Ausgehend von den mitgebrachten Objekten, Erinnerungen, Geschichten und Gesprächen können Ansätze für künstlerische Forschungen entstehen.
Die Deutungswerkstatt ist eine ethnographische Methode, die von Prof.in Maya Nadig in den 1990ern entwickelt wurde, um die Verflechtung der Forschenden in ihr Feld zu untersuchen und die dabei zutage kommenden Emotionen produktiv im weiteren Forschungsprozess zu nutzen. Ausgehend von unseren Gesprächen erproben wir im Anschluss unterschiedliche performative Strategien zur Vermittlung unserer gemeinsamen Erfahrung.
Workshopleitung: Lena Ditte Nissen
[1] Dieser Begriff stammt von der Aktivistin und Juristin Olave Nduwanje.
[2] Den Titel für diesen Workshop leihe ich mir von einem Sammelband der Rosa-Luxemburg-Stiftung: Kritik mit Methode? Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik, dietz Berlin, 2008.