Foto: ©Cigdem Üçüncü
«Unter German Angst verstehen wir eine Mischung aus Mutlosigkeit und Zögerlichkeit, gepaart mit Zukunftsängsten und einem extremen Sicherheitsbedürfnis.»
Sabine Bode, Kriegsspuren – Die deutsche Krankheit German Angst, 2016
«German Angst» ist ein international etablierter politischer Begriff, der sich auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückführen lässt und die kollektive, transgenerationale Furcht einer ganzen Nation bezeichnet. Gegenwärtig wird in den Medien auch des Öfteren die Bezeichnung «Rechtsruck» benutzt, um die aktuelle gesellschaftspolitische Atmosphäre im Land zu beschreiben.
Aus einer künstlerischen Perspektive, die auch immer eine politische ist, fragen wir uns: Wie verhalten sich das deutsche Angst-Haben und das Nach-Rechts-Rücken zueinander? Wer hat hier Angst vor wem oder was? Wird uns diese kollektive Angst auch trans-national vererbt? Und überhaupt: wer oder was rückt denn eigentlich am Land herum? Oder anders gefragt: ist das Land jetzt sozusagen «ver-rückt»?
Im Rahmen dieses Workshops laden wir die Teilnehmenden dazu ein, sich persönlich und politisch mit diesen Fragen zu beschäftigen. Inspiriert durch Beispiele ästhetisch-künstlerischen Widerstands aus aller Welt, und der Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie, soll eine performative Intervention, ein Ritual, entstehen, das es Performenden wie Zuschauenden erlaubt, ihrer Angst ins Gesicht zu blicken und sie zu trösten.
Vielleicht gelingt es uns in der gemeinsamen Forschung eine neue Form des «Wider-Stehens» zu entwickeln.
Neben dem Eintauchen in die Tradition des künstlerischen Widerstandes, werden in diesem Workshop Grundlagen des Arbeitens mit eigenem und fremdem biographischem Material in künstlerischen Prozessen sowie Grundlagen der Performance-Arbeit vermittelt.
Workshopleitung: Çiğdem Üçüncü und Geraldine Mormin