Digitale Kulturen lassen sich als Geschichte einer äußerst ambivalenten Posthumanisierung rekonstruieren. In dieser werden Ko-Operationen erfunden und praktiziert, in denen sich technische und menschliche Agierende Handlungs- und Entscheidungsmacht teilen. Dieser Umstand wird in geisteswissenschaftlichen Narrativen oftmals als eine Option angesehen, durch die relationalen Prämissen der techno-humanen Ensembles gerechtere Gesellschaften sowie die Rettung der Erde denkbar werden zu lassen, die ob der mehr-als-menschlichen, techno-ökologischen Demut entstehen könnte. Es steht in Frage, ob diese Narrative ungewollt den hegemonialen Aspekten digitaler Kulturen zuarbeiten könnten. Die Geschichte der Posthumanisierung wäre mithin hochgradig ambivalent. Im Vortag werden an Beispielen ästhetische Praktiken vorgestellt, wie mit dieser Herausforderung in produktiver Weise umgegangen werden könnten. Diese werden als Bestandteile von Kritik und Bildung in digitalen Kulturen herausgearbeitet.
Martina Leeker ist Theater- und Medienwissenschaftlerin. Diverse Gastprofessuren und Lehraufträge, bis 2018 Senior-Researcher am „Centre for Digital Cultures“, Leuphana Universität Lüneburg. Forschungsschwerpunkte: Theater und Digitalität, digitale Kulturen, Kritik sowie Forschung mit performativen Methoden in Speculation-Labs und Wissensperformances.
Der Vortrag findet im Rahmen der Seminarreihe + Symposium „Critical Future(s) – Possible Procedures“ und der Ringvorlesung Intermedia statt.