Ein Ziel des ELL ist es, anschlussfähige pädagogische Konzepte im Sinne eines Embodied Learning aus den Verkörperungstheorien sowie aus praktischen Settings mit „verkörperten Medien/Tools“ abzuleiten. Im Zentrum stehen dabei die Vernetzung dreier Bildungsdisziplinen mit der Absicht, gemeinsam Ziele, Methoden und Konzepte „eines anderen, transformierenden Lernens im 21. Jahrhundert“ zu formulieren (und diese langfristig zu ermöglichen):
a) Ästhetische Bildung: Wie hängen Wahrnehmung und Kognition zusammen, oder: Wie lernt und denkt ein Geist, der verkörpert ist, also dessen kognitive Zustände untrennbar an sinnliche Körperempfindungen gebunden sind? Zu welchen Erkenntnissen (z.B. im Sinne von Baumgartens scientia sensitiva) und Handlungsmöglichkeiten führen erfahrungsbasierte Wege des Lernens? Welche Rolle sollten demnach ästhetische Zugangswege zu Wissen in der pädagogischen Praxis spielen? Welche Räume und medialen Voraussetzungen benötigen sie, um wirksam werden zu können?
b) Politische Bildung: Welche Wege des Lernens, sich Verortens und Begreifens benötigt es, um den drängenden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, der Klimakrise und dem Anthropozän gewachsen zu sein? Wie lässt sich eine neue Haltung des Menschen zur Welt und eine neue „Mündigkeit“ (Selbst-Bestimmtheit, Eigenverantwortung) hervorbringen – nicht im Sinne einer politischen Ideologie oder im Bild des Menschen als Krone der Schöpfung, sondern durch ein körperlich-sinnliches ERFAHREN und EMPFINDEN der Verbundenheit zwischen allen terrestrischen Lebewesen und Dingen – ? Welche Narrative und Medien verfügen über das Potenzial, als Bildungstools Transformationen des eigenen Selbst- und Weltbilds und damit von Gesellschaft und Welt in Gang zu setzen?
c) Medienbildung: Welche Rolle spielen Medien im Allgemeinen und digitale Technologien im Speziellen für transformative, erfahrungsbasierte Bildungsprozesse? Wo liegen ihre Potenziale, Grenzen (und Gefahren)? Haben sie gegenüber „analogen“ Technologien einen Mehrwert? Wie unterscheidet sich das Narrativ und dessen (bildende) Wirkung, das durch eine Virtuelle Realität erzeugt wird, von Narrativ und Wirkung eines Textes, einen Vortrags, einer Kunstinstallation, einer Performance? Wie können die pädagogischen Potenziale von VR & Co wissenschaftlich evaluiert und niedrig schwellig eingesetzt werden?
Kurzum: Das ELL untersucht den Körper als Bildungstool, und zwar sowohl in Situationen, in denen er auf seine „inneren Technologien“ (mediatisiert durch z.B. Achtsamkeit, Empathie, Sinne) zurückgreift, als auch sich über externe mediale Erweiterungen (z.B. VR, AR) „enhanct“, wodurch je spezifische Erfahrungen, Narrative und Bildungsprozesse erzeugt werden.
Der Herausstellung des Körpers als Bildungstool liegt die Annahme zugrunde, dass – u.a. begründet durch die Verkörperungstheorien, aber vor allem auch durch praktische Erfahrung – körperbasierten Zugängen zu Kognition ein transformierendes Potenzial innewohnt, das in der Lage ist, die eigene Stellung zur Welt und damit diese selbst zu verändern. Auf welche Weise und mit welchen Medien dieses Potenzial in der pädagogischen Praxis entdeckt, gefördert und etabliert werden kann, stellt das langfristige Ziel des transdisziplinären Vorhabens dar.