Das Embodied Learning Lab (ELL1) hatte zum Ziel, Auswirkungen von Virtual Reality (VR), Transcendence Technologies und anderen verkörperten Zuständen auf Lernprozesse zu untersuchen, und Chancen für den Einsatz in zeitgemäßen ästhetischen Bildungszusammenhängen zu erforschen.
Dabei lag die These zu Grunde, dass Lernen nicht nur auf kognitiver, sondern auch auf körperlich-emotionaler Ebene stattfindet. Kognition als erkenntnistheoretische Leitdimension ist insbesondere in der ästhetischen Bildung längst um psycho- und sensomotorische Wahrnehmungsprozesse erweitert. Insbesondere Raum- und Körperwahrnehmung spielen hier eine wesentliche Rolle für Erfahrungs- und Lernprozesse. Wie aber verändern sich diese Wahrnehmungsprozesse durch Technologien wie VR?
Internationale Forschungsbemühungen lassen darauf schließen, dass der Einsatz von Transcendence Technologies Einfluss auf menschliches Verhalten hat. Studien des Human Interaction Lab in Stanford etwa konnten nachweisen, dass VR-Anwendungen positive (und unmittelbare) Auswirkungen darauf haben, wie wir mit unserer Umwelt oder mit unseren Mitmenschen umgehen. Im deutschsprachigen Raum gab es bisher kaum akademische Bemühungen, die Potentiale solcher Technologien in Bildungssettings wissenschaftlich zu erforschen.
Das Embodied Learning Lab, als Kooperation des Instituts für Kunst & Kunsttheorie der Universität zu Köln, dem Grimme-Institut und als drittem Partner dem HeartWire Institut im Rahmen des Grimme-Forschungskollegs, eröffnete dieses Forschungsfeld für den deutschsprachigen Raum.
Das Embodied Learning Lab war als Seed-Forschungsprojekt angelegt. Ziel der Seed-Forschungsphase war es,
- ein transdisziplinäres, an der Praxis orientiertes Forschungssetting rund um die Themenfelder „Embodied Technologies / Embodied Media / Embodied Cognition zu Bildungszwecken“ zu entwickeln,
- die verschiedenen beteiligten Disziplinen zu ermitteln, und
- eine Drittmittel-Finanzierung dafür auf den zu Weg bringen.
Zielgruppen des ELL waren Vertreter(innen) verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, Drittmittelgeber(innen) bzw. Kooperationspartner(innen) aus Wissenschaft und Praxis sowie Akteur(innen) aus sämtlichen akademischen und nicht-akademischen Bildungsbetrieben; insbesondere Schüler(innen), Lehrende und Lehramtsstudierende, mit denen konkret an Impulsen, Ideen und Materialien zur freien Nutzung im Lehrbetrieb gearbeitet werden sollte.
Ergebnisse
- Entscheidung für eine Umsetzung des „Embodied Learning Lab“ als ein der Öffentlichkeit zugängliches, transdisziplinäres Forschungssetting, das unterschiedliche Formate, Technologien und Perspektiven rund um den Embodiment-Diskurs zusammenzubringt und ermöglicht, dessen Potenziale für die Medienpädagogik, Kunstpädagogik und politische Bildung „in situ“ auszuwerten.
- Konzeptarbeit am kuratorischen Narrativ, dem wissenschaftlichen Forschungsdesign [Workshop mit Grimme Medienbildung]) und Erprobung von Erfahrungsformaten in der Praxis mit Jugendlichen durch unsere Projektpartner Heartwire (vgl. Zombieland, Juni 2018; BraveHearts, August 2018)
- Gewinnung des NRW-Forums als Drittmittelgeber und weiteren Partner zur Realisierung des angedachten Settings im Format des „Meta Marathons“ im Frühjahr 2020. (42 Stunden lang werden erwartete rund 1000 Besucher(innen) in unterschiedlichen experimentellen Formaten ausprobieren, erfahren und diskutieren können. Die Veranstaltung soll vom Institut für Kunst & Kunsttheorie wissenschaftlich begleitet werden.
- Identifizierung der Forschungslandschaft zum Embodiment in Bildungskontexten und Kontaktaufnahme zu unterschiedlichen Personen, Kultur- und Forschungsinstitutionen, die das Vorhaben inhaltlich und/oder methodisch unterstützen könnten (z.B. GEHM Lab in Nimwegen, Cologne Game Lab); Besuche von Fachtagungen (z.B. Symposium CORPOREALITY in Essen).
- Konkretisierung des wissenschaftlichen Vorgehens auf eine bildungstheoretische Grundlagenforschung durch das Institut für Kunst & Kunsttheorie, unterstützt von Grimme Medienbildung und.weiteren Partnern (angedacht sind Kooperationen z.B. mit dem Department Erziehungs- und Sozialwissenschaften der Universität zu Köln sowie mit dem Zentrum für Zeitgenössischen Tanz Köln der HfMT Köln), da diese – zumindest im deutschsprachigen Raum – noch nicht ausreichend geleistet ist und die Voraussetzung für weitere praxisorientierte Forschungsvorhaben bildet. Als vielversprechend stellte sich die Anknüpfung kunstpädagogischer Überlegungen an den interdisziplinär entwickelten Diskurs einer „Philosophie der Verkörperung“ von u.a. Jesse Prinz und Jörg Fingerhut heraus, wobei auch Konzepte der Körpersoziologie, Technik-Ethnik und Techno-Phänomenologie, Handlungstheorie sowie Positionen des Posthumanismus etc. einzubeziehen sind.