Wenn vom Internet der Dinge gesprochen wird, ist die Grenze zwischen Fakt und Fiktion fließend. Bereits vorhandene Technologien bzw. Anwendungen und zukünftige Visionen stehen gleichermaßen im Fokus der Aufmerksamkeit. Diese Fakt-Fiktion handelt von vernetzten Dingen – von Dingen, die miteinander interagieren und kommunizieren, ehemals menschliche Tätigkeiten wie Sprechen oder Wahrnehmen übernehmen, selbständig Daten austauschen und an Datenbanken oder Internet angeschlossen sein sollen. Neologismen wie „Blogjets“ (Bleeker), „Spimes“ (Sterling) oder „transitive materials“ (Coelho) sollen dabei die Neuartigkeit dieser verbundenen Dinge und mithin die Veränderung des Dingbegriffs festhalten: Diese Dinge scheinen mehr Relationen und Prozessen als physischen Objekten zu ähneln. Durch zunehmende Informatisierung werden sie womöglich gänzlich ‚undinglichʻ (Flusser). Die damit implizierte Opposition zwischen Dingen und Relationen sowie Materie und Information wird allerdings durch zahlreiche agentielle Ansätze, die aktuell interdisziplinär diskutiert werden, in Frage gestellt. Autoren der Akteur-Netzwerk-Theorie und des New Materialism legen relationale Ontologien vor, in denen Entitäten nur in und durch Relationen existieren und alle Dinge im Grunde verbundene Dinge sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der Besonderheit des Internets der Dinge neu. Der Vortrag wird die Dingkonzepte des Internets der Dinge und die neueren relationalen Ontologien aufeinander beziehen und wechselseitig beleuchten.
Olga Moskatova ist Juniorprofessorin für Medienwissenschaft (Visualität und Bildkulturen) an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Von 2010 bis 2012 war sie Stipendiatin im DFG-Kolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“ an der Universität Konstanz. Von 2012 bis 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie sowie an der Professur für Medienphilosophie, Bauhaus-Universität Weimar. Sie forscht und lehrt zu Theorie und Ästhetik des analogen und digitalen Bewegtbildes, Materialität der Medien, agentiell-posthumanistischen Ansätzen und Philosophie der Relationen.