Why (we) care – zwischen Notwendigkeit, Krisen und digitaler Kultur
Care gilt als existenzielle Notwendigkeit und steht zugleich auf dem Prüfstand. Sie ist tief verstrickt in ungleiche Machtverhältnisse, erfährt offensichtlich mangelnde Wertschätzung und wird somit zunehmend zum Gegenstand politischer Aushandlungen. Im Kontext globaler Krisen – etwa der Klimakrise – wird Care als umfassende universelle Praxis von allen für alles diskutiert und eingefordert. Sie ist damit nicht mehr nur an spezielle Personengruppen delegiert, wie z.B. Berufstätige in der Care-Arbeit, sondern vielmehr sind alle angehalten, etwa im Hinblick auf der Beispiel Verantwortung für die Rettung des versehrten Planeten Erde zu übernehmen. Diese imperative Aufforderung führt jedoch zu einem Paradox: Je stärker Care gesellschaftlich eingefordert und rhetorisch verhandelt wird, desto diffuser erscheinen ihre Beschaffenheit, ihre gesellschaftliche Relevanz sowie ihre Politiken. Diese ambivalente Lage fordert dazu auf, Care als soziale, politische und individuelle Praxis neu zu denken, die es zurückzugewinnen und zu untersuchen gilt.
Diese Dringlichkeit wird unterstrichen durch die technologischen Bedingungen digitaler Kulturen, in denen Care stattfindet. Digitale Infrastrukturen bringen nämlich spezifische Formen von Sorgen-Machen und Sorge-Geben hervor – etwa in der Moderation sozialer Plattformen, im Umgang mit algorithmischer Gewalt oder im Design fürsorglicher Technologien – und erfordern zugleich eine reflexive Praxis einer Care for Technology. Ob der Globalität der digitalen Infrastrukturen und ihrer Hyper-Konnektivität werden dabei globale digitale Care-Praktiken notwendig, die unterschiedliche Care-Kulturen konflikthaft aushandeln, um eine angemessene Care virtueller Sozialität zu entwickeln.
There is no good way of caring. Who cares? Let’s do it!
In dieser Lage ist Care (neu) zu verorten und zu reformulieren. Ausgehend von der Annahme, dass es „no good way of caring“ gibt, werden sowohl die machtpolitischen Implikationen und normativen Vereinnahmungen von Care als auch ihre produktiven, unterstützenden Potenziale analysiert. Ziel ist es, Care als Kulturtechnik der Erzeugung, Organisation und Regulierung instabiler Gleichgewichte in ungleichen Verhältnissen lesbar zu machen. Dazu gehört auch, die Unternehmungen herauszuarbeiten und zu reflektieren, die zur Stabilisierung und Hegemonialisierung der Verhältnisse führen. Die affirmative Figur der „Sorge von allen für alles“ wird in diesem Kontext selbst zum Gegenstand kritischer Reflexion. Erst ausgehend von diesen Analysen lässt sich eine kritisch-reflektierte Care des Wohlergehens aller ableiten, ohne ihre Ambivalenzen und Konflikte zu verleugnen.
Das Care Research Lab ist zudem Initiator und Teil des Global Care Lab. Dabei handelt es sich um eine im Sommer 2022 in ersten Gesprächen und Lehrkontexten entwickelte und seit Mai 2023 auch strukturell bestehende Forschungs- und Lehrkooperation zwischen Martina Leeker (Universität zu Köln), Konstanze Schütze (Pädagogischen Hochschule Karlsruhe) und Nishant Shah (Chinese University of Hong Kong). Zwischen den beteiligten Institutionen bestehen Kooperationsverträge zur Entwicklung gemeinsamer Lehrformate und zum internationalen Austausch von Studierenden. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Care als globale Kulturtechnik im Kontext von Digitalität, sozialer Gerechtigkeit und Bildung neu zu konzeptualisieren. Die Kooperation zielt dabei auf den Aufbau eines Netzwerkes, das nicht nur zu Care forscht, sondern sich auch aktiv mit digitalen Care-Praktiken und Care-Narrativen an gesellschaftlichem und technologischem Wandel beteiligt. Dies wird u.a. durch Beiträge in Form von theoretischen Glossaren, Manuals, Fallstudien und experimentellen Prototypen unterstützt.
Übersicht zur Struktur und den Ergebnissen der Forschungsschwerpunkte:
Weitere Ausführungen zum Konzept des Care Research Lab sowie Beobachtungen und Forschungsergebnisse folgen kontinuierlich in wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Erste Einblicke bietet unser Text Care for Care. Narrative und Regierungsweisen, der soeben im Sammelband Bildung des Narrativen. Transdisziplinäre Perspektiven auf intermediales Erzählen [in] der Postdigitalität erschienen ist. >> PDF-Version zum Download
stay tuned.
Why (we) care – zwischen Notwendigkeit, Krisen und digitaler Kultur
Care gilt als existenzielle Notwendigkeit und steht zugleich auf dem Prüfstand. Sie ist tief verstrickt in ungleiche Machtverhältnisse, erfährt offensichtlich mangelnde Wertschätzung und wird somit zunehmend zum Gegenstand politischer Aushandlungen. Im Kontext globaler Krisen – etwa der Klimakrise – wird Care als umfassende universelle Praxis von allen für alles diskutiert und eingefordert. Sie ist damit nicht mehr nur an spezielle Personengruppen delegiert, wie z.B. Berufstätige in der Care-Arbeit, sondern vielmehr sind alle angehalten, etwa im Hinblick auf der Beispiel Verantwortung für die Rettung des versehrten Planeten Erde zu übernehmen. Diese imperative Aufforderung führt jedoch zu einem Paradox: Je stärker Care gesellschaftlich eingefordert und rhetorisch verhandelt wird, desto diffuser erscheinen ihre Beschaffenheit, ihre gesellschaftliche Relevanz sowie ihre Politiken. Diese ambivalente Lage fordert dazu auf, Care als soziale, politische und individuelle Praxis neu zu denken, die es zurückzugewinnen und zu untersuchen gilt.
Diese Dringlichkeit wird unterstrichen durch die technologischen Bedingungen digitaler Kulturen, in denen Care stattfindet. Digitale Infrastrukturen bringen nämlich spezifische Formen von Sorgen-Machen und Sorge-Geben hervor – etwa in der Moderation sozialer Plattformen, im Umgang mit algorithmischer Gewalt oder im Design fürsorglicher Technologien – und erfordern zugleich eine reflexive Praxis einer Care for Technology. Ob der Globalität der digitalen Infrastrukturen und ihrer Hyper-Konnektivität werden dabei globale digitale Care-Praktiken notwendig, die unterschiedliche Care-Kulturen konflikthaft aushandeln, um eine angemessene Care virtueller Sozialität zu entwickeln.
There is no good way of caring. Who cares? Let’s do it!
In dieser Lage ist Care (neu) zu verorten und zu reformulieren. Ausgehend von der Annahme, dass es „no good way of caring“ gibt, werden sowohl die machtpolitischen Implikationen und normativen Vereinnahmungen von Care als auch ihre produktiven, unterstützenden Potenziale analysiert. Ziel ist es, Care als Kulturtechnik der Erzeugung, Organisation und Regulierung instabiler Gleichgewichte in ungleichen Verhältnissen lesbar zu machen. Dazu gehört auch, die Unternehmungen herauszuarbeiten und zu reflektieren, die zur Stabilisierung und Hegemonialisierung der Verhältnisse führen. Die affirmative Figur der „Sorge von allen für alles“ wird in diesem Kontext selbst zum Gegenstand kritischer Reflexion. Erst ausgehend von diesen Analysen lässt sich eine kritisch-reflektierte Care des Wohlergehens aller ableiten, ohne ihre Ambivalenzen und Konflikte zu verleugnen.
Das Care Research Lab ist zudem Initiator und Teil des Global Care Lab. Dabei handelt es sich um eine im Sommer 2022 in ersten Gesprächen und Lehrkontexten entwickelte und seit Mai 2023 auch strukturell bestehende Forschungs- und Lehrkooperation zwischen Martina Leeker (Universität zu Köln), Konstanze Schütze (Pädagogischen Hochschule Karlsruhe) und Nishant Shah (Chinese University of Hong Kong). Zwischen den beteiligten Institutionen bestehen Kooperationsverträge zur Entwicklung gemeinsamer Lehrformate und zum internationalen Austausch von Studierenden. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Care als globale Kulturtechnik im Kontext von Digitalität, sozialer Gerechtigkeit und Bildung neu zu konzeptualisieren. Die Kooperation zielt dabei auf den Aufbau eines Netzwerkes, das nicht nur zu Care forscht, sondern sich auch aktiv mit digitalen Care-Praktiken und Care-Narrativen an gesellschaftlichem und technologischem Wandel beteiligt. Dies wird u.a. durch Beiträge in Form von theoretischen Glossaren, Manuals, Fallstudien und experimentellen Prototypen unterstützt.
Übersicht zur Struktur und den Ergebnissen der Forschungsschwerpunkte:
Weitere Ausführungen zum Konzept des Care Research Lab sowie Beobachtungen und Forschungsergebnisse folgen kontinuierlich in wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Erste Einblicke bietet unser Text Care for Care. Narrative und Regierungsweisen, der soeben im Sammelband Bildung des Narrativen. Transdisziplinäre Perspektiven auf intermediales Erzählen [in] der Postdigitalität erschienen ist. >> PDF-Version zum Download
stay tuned.