Sehen in Gemeinschaft
Über Wissen und Erkenntnisse im Zuge gemeinschaftlichen ästhetischen Erfahrens
Die abendländische Ästhetik und mit ihr die Kunstpädagogik versteht ästhetisches Erfahren über weite Strecken als auf die*den Einzelne*n konzentrierten Vollzug. Vor allem mit Blick auf Lernprozesse und die Frage, wer, wie und unter welchen Umständen Wissen erwerben kann, ist diese solipsistische Zuspitzung folgenreich. Sie lässt in epistemischer ebenso wie pädagogischer Hinsicht ein großes Potential des Ästhetischen unthematisiert. In meinem Beitrag nehme ich daher eine Perspektive auf das ästhetische Erfahren ein, die im deutschsprachigen Diskurs unterrepräsentiert ist. Ich folge der verblassten Spur der ästhetischen Gemeinschaft vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart und skizziere, wie über ein gemeinschaftliches ästhetisches Erfahren für die kunstpädagogische Diskussion gewinnbringend gesprochen werden könnte.
Volltext als PDFIris Laner ist Professorin für Bildende Kunst und Bildnerische Erziehung an der Universität Mozarteum Salzburg. Seit 2017 forscht sie im Rahmen ihres vom österreichischen FWF im Rahmen des Hertha-Firnberg-Programms geförderten Forschungsprojekts „Aesthetic Practice and the Critical Faculty. Examining the Educational Conditions of Aesthetic Experience“ über Kritikfähigkeit im Rahmen des ästhetischen Erfahrens. Nach ihrer Promotion über die zeitlichen Dimensionen des Bildes bei Edmund Husserl, Maurice Merleau-Ponty und Jacques Derrida an der Universität Basel im Jahr 2012 forschte und lehrte sie an der Universität St. Gallen, der KU Leuven und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Ihre Dissertation verfasste sie als Kollegiatin im Graduiertenkolleg „Bild und Zeit“ des NFS Bildkritik eikones. Durch ihr Studium der Philosophie einerseits und der Lehramtsausbildung in den Fächern Bildnerische Erziehung und Philosophie und Psychologie andererseits hegt sie sowohl an philosophischen wie auch an praktisch-angewandten Aspekten der Ästhetik ein großes Interesse. Der 2018 im Junius Verlag erschienene Band „Ästhetische Bildung zur Einführung“ zeugt von ihrem Bestreben, entsprechend dieses zweigliedrigen Interesses den Dialog zwischen philosophischer Ästhetik und Kunstpädagogik zu forcieren. Ihre kunstpädagogische Forschung umfasst Theoriebildung und Begriffsarbeit ebenso wie qualitative Studien und didaktische Reflexion.