KI-Diskurse im Spannungsfeld: Dekolonialisierung, Neoliberalismus und institutionelle Praxis – AI4ArtsEd Summer Reading

Wie kann generative KI – vor dem Hintergrund kolonialer Verstrickungen und neoliberaler Freiheitsversprechen – in Bildungspraktiken weniger als neutrales Werkzeug, sondern als gesellschaftlich wirkmächtiger Akteur adressiert werden? Welche Mythen und Machtstrukturen prägen ihren Einsatz, und wie zeigen sich darin alte wie neue Formen ungleicher Austausch- und Abhängigkeitsverhältnisse? Und schließlich: Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich, wenn KI in soziale Arbeit und Bildungseinrichtungen Einzug hält und damit unmittelbare Auswirkungen auf pädagogisches Handeln gewinnt?

Das Forschungsprojekt AI4ArtsEd – Artificial Intelligence for Arts Education empfiehlt drei spannende Perspektiven zwischen Theorie, Praxis und Kulturgeschichte aus den monthly lectures, um Künstliche Intelligenz kritisch zu untersuchen.Anna Sprenger forscht an den Schnittstellen von künstlicher Intelligenz, dekolonialer Theorie, intersektionalem Feminismus, Posthumanismus, künstlerischen Praktiken und kritischer Medienkompetenz. Im Vortrag „Zwischen Coding Cultures, Coded Cultures und fungal futures – Die Kolonialität von Künstlicher Intelligenz und mögliche Ansätze ihrer Dekolonialisierung“ widmet sie sich der historischen Verflechtung von Kolonialismus und KI-Systemen und eröffnet Perspektiven für alternative Formen von Algorithmuskulturen.

Welche kolonialen Logiken schreiben sich in digitale Infrastrukturen ein? Wie lassen sie sich kritisch dekonstruieren? Und welche Möglichkeiten eröffnen sich, wenn wir uns dekolonialen Ansätzen zuwenden, um gerechtere Formen des Zusammenlebens mit Technologien zu imaginieren?Orit Halpern ist Professorin und Chair of Digital Cultures an der Technischen Universität Dresden und verbindet in ihrer Arbeit Wissenschafts-, Computer- und Kybernetikgeschichte mit Design. Ihr Vortrag „Neural Fictions, Artificial Intelligence, Neo-liberalism and Reactionary Politics“ zeichnet nach, wie seit den 1970er-Jahren wirtschaftswissenschaftliche Theorien, Finanzialisierung, Modelle von Natur und Evolution sowie neue Vorstellungen von Kognition zusammenwirken, um Intelligenz neu zu definieren.

Welche Geschichten über neuronale Netze haben unser Verständnis von Mensch und Gesellschaft verändert? Und wie wirken diese Narrative auf die politischen und ökonomischen Ordnungen, in denen KI eingebettet ist?Isabel Zorns Vortrag „KI-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und in Bildungsinstitutionen“ beleuchtet den Einsatz von Bildungssoftware und Künstlicher Intelligenz in Schulen, Hochschulen und Organisationen der Sozialen Arbeit. 

Welche Chancen eröffnen sich für Lehr- und Forschungsorganisationen, wenn selbstlernende Systeme Bildung mitgestalten? Und wie lassen sich Risiken so adressieren, dass KI nicht zur Belastung, sondern zu einem verantwortungsvollen Werkzeug in der sozialen und pädagogischen Praxis wird?

 

Das Forschungsprojekt bietet in diesem Wintersemester ebenfalls das Seminar AI4ArtsEd – Künstlerische Praktiken mit und über generative KI in Kunstpädagogik und kultureller Bildung an. Im Zentrum stehen drei Workshops mit eingeladenen Kunstschaffenden, die generative KI in künstlerischen Praktiken über Promptlogiken hinaus erkunden – als Medium, Werkzeug, Sparringpartner:in, Kollaborateur:in oder eigensinnige:r Akteur:in. 

Die Workshops finden teilweise in englischer Sprache statt. Erste Vorerfahrungen sind willkommen, aber keine Voraussetzung. 

Die Plätze im Seminar sind stark begrenzt. Bei Interesse an der Mitarbeit melden Sie sich bis zum 30.09.2025 bei Thiemo Malorny [tmalorn1@uni-koeln.de] an. Fügen Sie ein kurzes Motivationsschreiben bei, in dem Sie Ihre Interessen, eventuellen Vorerfahrungen und mögliche Fragestellungen im Hinblick auf das Seminar skizzieren (max. 1 Seite).