Referent*innen

 

Milena Albiez
Inke Arns
Aram Bartholl
Alain Bieber
Sara Burkhardt
Jane Eschment
Anna Gehlen
Jan G. Grünwald
Annemarie Hahn
Robert Hausmann
Johannes M. Hedinger
Lea Herlitz
Benjamin Jörissen

Kristin Klein
Gila Kolb
Matthias Laabs
Willy Noll
Kolja Reichert
Nada Schroer
Konstanze Schütze
Nina Spöttling-Metz
Artie Vierkant
Manuel Zahn

 

KEYNOTES

Inke Arns: Von alien matter zur Welt Ohne Uns
Inke Arns spricht über zwei aktuelle, von ihr kuratierte Ausstellungen: Die Welt Ohne Uns (HMKV Dortmund, Ljubljana, Rijeka 2016/17) und alien matter (transmediale Festival, HKW Berlin, 2017). „Alien matter“ ist eine vom Menschen gemachte, ihm aber gleichzeitig radikal fremde, potenziell intelligente Materie. Sie ist das Ergebnis einer zunehmenden Naturalisierung technologischer Artefakte. Die von Technologie durchzogene Umwelt führt zu einer neuen Beziehung zwischen Mensch und Maschine: Die bislang als reine Gebrauchsgegenstände definierten technischen Objekte werden zu autonomen Akteuren. Durch ihre Lernfähigkeit und Vernetzung stellen sie die bislang vorherrschende deutliche Trennung zwischen passiven Objekten und aktiven Subjekten infrage. Die 30 ausstellenden Künstler*innen setzten sich in alien matter mit den Verschiebungen innerhalb dieses Machtgefüges auseinander und beschäftigen sich mit der Frage, inwiefern unsere vermeintlich vertraute Umgebung zu fremder Materie geworden ist. Die Arbeiten gruppieren sich inhaltlich um vier thematische Schwerpunkte: Künstliche Intelligenz, Plastik, Infrastruktur und Internet der Dinge – Subkategorien der im Entstehen begriffenen großen Maschine, die, folgt man Günther Anders, als zukünftig antiquierte bezeichnet werden können.

Inke Arns, Dr. phil., Direktorin des Hartware MedienKunstVerein (HMKV) in Dortmund. Seit 1993 freie Kuratorin und Autorin mit den Schwerpunkten Medienkunst und -theorie, Netzkulturen, Osteuropa. Nach einem Aufenthalt in Paris (1982-1986) Studium der Slawistik, Osteuropastudien, Politikwissenschaften und Kunstgeschichte in Berlin und Amsterdam (1988-1996), 2004 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Dissertation zum Paradigmenwechsel der Rezeption der historischen Avantgarde und des Utopie-Begriffs in (medien-) künstlerischen Projekten der 1980er und 1990er Jahre in Ex-Jugoslawien und Russland. Sie kuratiert(e) viele Ausstellungen, zuletzt u.a. am Haus der Kulturen der Welt (HKW, Berlin). Autorin zahlreicher Beiträge zur Medienkunst und Netzkultur und Herausgeberin von Ausstellungskatalogen. www.inkearns.de

 

Alain Bieber: Das Museum als digitale Ideenfabrik
Das NRW-Forum Düsseldorf ist ein internationales Ausstellungshaus für Fotografie, Pop und digitale Kultur – eine lebendige Ideenfabrik für die ganze Familie. In Gruppen- und Einzelausstellungen, Festivals, Vorträgen, Workshops, Filmvorführungen und anderen neuartigen Formaten greifen wir aktuelle, gesellschaftliche Themen auf und übersetzen diese in energiereiche, dialogische Formate. Wir initiieren zielgruppenspezifische Angebote für die ganze Familie und alle sozialen Schichten. Besonderen Wert legen wir auf die Wissensvermittlung, kulturelle Bildung und aktive Teilhabe – gerade in den Bereichen Medienkompetenz und Technikverständnis. Wichtig ist uns ein selbstverständlicher, aber trotzdem kritischer Umgang mit modernster Kulturtechnik, insbesondere im Bezug auf das Internet. In der Akademie der Avantgarde werden alle Ausstellungen von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm für Erwachsene und Schüler*innen begleitet, das eine intensive Auseinandersetzung mit den künstlerischen Inhalten und aktuellen Themen ermöglicht. Wir setzen dabei auf Kooperationen und Partizipation und vernetzen Kreative, Künstler*innen und Besucher*innen. Im Vortrag wird über die erste Virtual-Reality-Ausstellung, über Programmierkurse als Vermittlungsprogramm und Audience Development mit Künstlerischer Intelligenz berichtet.

Alain Bieber ist seit April 2015 der Künstlerische Direktor des NRW-Forum Düsseldorf. Seit 2004 kuratiert Bieber in ganz Europa Einzel- und Gruppenausstellungen zu Themen wie Street Art, Postinternet Art, Netz- und Medienkunst, Politische Kunst, Gaming und Fotografie. Außerdem gründete er zahlreiche Kulturprojekte. Er studierte Rhetorik, Literaturwissenschaft, Soziologie und Kommunikations- und Politikwissenschaft in Tübingen und Paris. Vor der Berufung arbeitete er in der Kulturabteilung des europäischen Senders ARTE in Straßburg und leitete dort das Kreativlabor ARTE Creative. Zuvor war er Redakteur bei dem Kunstmagazin ART in Hamburg und unterrichtete als Dozent an mehreren Hochschulen in Deutschland und Frankreich.

 

Benjamin Jörissen: TOP 3 DIY educational theory hacks THAT REALLY WORK! 2018
Die zentrale Frage des Ankündigungstextes dieser Tagung nach „relevanten Gegenstände künstlerischer und pädagogischer Praxen im Kontext einer postdigitalen Gegenwart“ lässt sich um die Frage ergänzen, was eigentlich die relevanten Formen pädagogischer Praxen sein werden. Pädagogik ist ein besonderer Zeichen- und Zeigeprozess (Prange): Man zeigt auf Gegenstände, Zusammenhänge, Haltungen, Normen, Werte, Orientierungsmöglichkeiten, man zeigt dabei zugleich auf sich als Zeigenden und erwartet schließlich ein Zurück-Zeigen als Antwort auf die Intervention. Doch: kein Zeichen ohne Medialität, kein Zeigen ohne Körperlichkeit. Waren schon die medien- und materialitätstheoretischen Defizite im erziehungswissenschaftlichen Denken und Forschen wenig hilfreich, so droht angesichts der digitalen Recodierung von Medialitäten und Materialitäten strukturelle Ahnungslosigkeit. Ahnen aber ist Kerngeschäft einer Disziplin, die sich ausschließlich durch Zukünftigkeit legitimiert. – Was man aber nicht fixen kann, das soll man hacken. Der Beitrag präsentiert die besten drei bildungstheoretischen Hacks zum Selbermachen, die wirklich funktionieren.

Benjamin Jörissen (*1968), Prof. Dr. phil, studierte Erziehungswissenschaft und Philosophie an der Universität zu Köln, Universität Düsseldorf und der Freien Universität Berlin. Er ist Professor für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Kultur, ästhetische Bildung und Erziehung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Arbeitsschwerpunkte: Ästhetische Bildung in der postdigitalen Kultur, Medienbildung, Forschung zur Kulturellen Bildung. www.joerissen.name Foto: © Georg Pöhein

 

Kolja Reichert: Künstler, Marke und Werk in der Hyperzirkulation
In der frenetischen Öffentlichkeit des Streaming-Zeitalters wird das Kunstobjekt zum Token und zur Kulisse für Inszenierungen von „Kunst“. Seine Aura überträgt sich auf Institutionen und Galerien, also auf alles, wo sich „Kunst“ ereignet. Das wird an Fallbeispielen wie der Schirn Kunsthalle und der König Galerie beschrieben. Während in der beschleunigten 11 Zirkulation die Verhältnisse von Zeichen und Bedeutung weiter brüchig werden, womit sich neue künstlerische Freiheiten auftun, wächst zugleich der Drang zu Verknüpfung, schneller Identifikation und zum Einschreiben in bestehende Formate nach der Logik der Brand. Was ist künftig die Rolle des Kunstobjekts, wenn Posting und Performance die dominanten Formen sind? Wie kann es auf Höhe der Zirkulation wirken und wie kann es, statt bestehende Rahmen zu füllen, deren Brüchigkeit erkunden?

Kolja Reichert (*1982) ist Kunstredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Vorher arbeitete er als Kunstkritiker und Autor unter anderem für Spike Art Quarterly, frieze d/e, Welt am Sonntag, art und Tagesspiegel.

 

 

Artie Vierkant: The Image Object
Artist Artie Vierkant will discuss his practice as an exploration of methods of working within the interstices between material and immaterial objecthood. As the way we both produce and interact with images and objects has evolved in the “post-internet” age, so too has the meaning and possibilities of the art object. The ‘aura’ once ascribed to the original copy has become dispersed and amplified amongst its representations; authenticity lives no longer in the artist’s fabled ‘hand’ but in their intellectual property (or intellectual product); objects themselves, once inert, begin to think. Vierkant will also revisit his 2010 essay, “The Image Object Post-Internet”, considering whether technological developments and world events since its writing have reshaped how we should conceive of the image object.

Artie Vierkant is an artist and writer based in New York. Recent exhibitions include solo presentations at Perrotin (New York, 2018), New Galerie (Paris, 2016), and Westfälischer Kunstverein (Münster, 2015), and group exhibitions including Crash Test, curated by Nicolas Bourriaud, at La Panacée (Montpellier, 2018), Dreamlands, curated by Chrissie Iles, at the Whitney Museum of American Art (New York, 2016), and at the Kiasma Museum of Contemporary Art (Helsinki, 2017). His writing has been published in October Journal. Foto: © Guillaume Ziccarelli

 

WORKBOOK ARTS EDUCATION

Sara Burkhardt & Gila Kolb: Was ist das Workbook Arts Education?“ – Book launch mit den Herausgeber*innen und Autor*innen
Teil 1 mit Sara Burkhardt, Kristin Klein, Gila Kolb, Torsten Meyer, Konstanze Schütze. Teil 2 mit Milena Albiez, Anna Gehlen, Jan Grünwald und Annemarie Hahn.

Das Workbook Arts Education ist eine partizipative Plattform, auf der neue Konzepte und innovative Ideen für den Kunstunterricht und die Kulturelle Medienbildung im Horizont fortschreitender Digitalisierung publiziert werden sollen. Ausgangspunkte sind die stark gewandelten Bedingungen für kunstpädagogische Praxis und kulturelle Medienbildung im Internet State of Mind (Carson Chan). Die Idee dabei ist, dass Beiträge von Lehrpersonen und Vermittler*innen für die schulische und vermittlerische Praxis zu aktuellen Themen entwickelt werden, um auf den aktuellen Wandel und Lebensrealitäten zu reagieren, diese dann weiterzudenken und stetig durch aktuelle Bezüge zu erweitern. Das Workbook möchte Forschung und schulische und außerschulische Praxis miteinander verknüpfen und braucht dabei Sie: Als teilnehmende, beitragende und testende Lehrpersonen und Kunstvermittler*innen: MakeYourOwn Workbook (#MYOW)! Die Vorstellung des Workbooks erfolgt in der Form von Dialogen. Zunächst ist Prof. Dr. Sara Burkhardt mit den Herausgeber*innen Kristin Klein, Gila Kolb, Prof. Dr. Torsten Meyer und  Konstanze Schütze im Gespräch. Im zweiten Teil erfahren Sie von Milena Albiez, Anna Gehlen, Jan Grünwald und Annemarie Hahn, welche Beiträge es schon gibt – und wie man einen solchen macht.

Gila Kolb ist Kunstpädagogin und Kunstvermittlerin und Dozentin für Fachdidaktik im Studiengang VKD MA Art Education an der HKB und PHBern und leitet das Forschungsprojekt «The Art Educator’s Walk- Strategien und Haltungen von Kunstvermittler*innen auf der documenta14 im Forschungsschwerpunkt Intermedialität der HKB Bern. Sie ist Mitherausgeberin des «Worbook Arts Education», des Readers «What’s Next? Art Education» (Kopaed Verlag, 2015) und Herausgeberin des dreisprachigen Interview Blogs «The Art Educator’s Talk». Aktuelle Kunstvermittlung betreibt sie mit der Agentur für Kunstvermittlung «agency art education» und der Gruppe «Methode Mandy». Forschungsschwerpunkte: Zeichnen können im Kunstunterricht (Promotionsprojekt), Strategien und Agency von Kunstvermittler*innen der documenta14 (Forschungsprojekt) und Kunstvermittlung nach dem Internet.

Sara Burkhardt (*1970), seit 2014 Professorin für Didaktik der bildenden Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Studium an der HBK Braunschweig, 1. und 2. Staatsexamen, Promotion zu „Netz Kunst Unterricht. Künstlerische Strategien im Netz und kunstpädagogisches Handeln“. Studienrätin in Hamburg, LfbA an der Europa-Universität Flensburg, dann Juniorprofessorin für Kunst und ihre Didaktik an der Technischen Universität Dresden. Mitherausgeberin der Fachzeitschrift Kunst+Unterricht. Arbeitsschwerpunkte: Kunstpädagogik und digitaler Wandel, öffentlicher Raum als Handlungsfeld, Materialität und Digitalität im Kontext von Kunstunterricht. saraburkhardt.de

 

FORSCHUNGSWERKSTÄTTEN

In dieser Sektion steht die gemeinsame Arbeit am Transfer theoretischer Kontexte, Bezüge aktueller Kunst und Jugendkultur in die (schulische) Praxis im Vordergrund.

Anna Gehlen: #selfie – Von Albrecht Dürer bis Kim Kardashian
Im Zeitalter von Instagram, Twitter, Snapchat oder Facebook ist die Selbstdarstellung aktuelle und populäre Praxis. Schon im Mittelalter, zunächst im sakralen Kontext, fand sie Einzug in künstlerische Produktion. Das Selbstbildnis, vor allem des Künstlers, ist schon lange kunsthistorisches Thema und Selbstporträts können uns – egal wann entstanden – viel über die Gesellschaft berichten, in der sie geschaffen wurden. Doch was passiert, wenn man die Selfies von Kim Kardashian z.B. mit dem berühmten Selbstporträt von Albrecht Dürer vergleicht? Die Werkstatt beschäftigt sich mit Fragen, wie wir heute mit der Vielzahl an Bildern auf Instagram & Co. umgehen können und wie wir sie in einen kunsthistorischen Kontext setzen können. Anhand der Verbindung von „Altem“ und „Neuem“ soll gemeinsam erarbeitet werden, welche neuen Anforderungen es in der Kunstbetrachtung gibt und wie sich der digitale Raum auf diese auswirkt. Wie hat sich unser Sehen, Erkennen und Lesen geändert, bzw. welche Instrumente brauchen wir, um die neue Bildsprache zu verstehen und zu sprechen?

Anna Gehlen arbeitete während ihres Studiums der Kunstgeschichte, Musikwissenschaften und Neueren Geschichte an der Uni Bonn, HfM Weimar und Uni Jena sechs Jahre lang im Atelier von Gerhard Richter. 2009-2015 leitete sie den Off-Raum BRUCH & DALLAS, kuratierte zahlreiche Ausstellungen und setzte sich für die Vermittlung Junger Kunst ein. Sie ist Lehrbeauftragte am Institut für Kunst & Kunsttheorie der Universität Köln. Dort arbeitet sie mit Studierenden unter anderem zum „Selfie“ und den Möglichkeiten der künstlerischen Umsetzung und Verwendung im Unterricht. Zu dieser Thematik führt sie auch Lehrer*innenfortbildungen durch.

 

Lea Herlitz & Kristin Klein:
NEW EELAM – Von Liquid Citizenship, mobilen Arbeitszimmern und Kunst als Start-Up
NEW EELAM, ein Start-Up der Künstler*innen Christopher Kulendran Thomas und Annika Kuhlmann, spekuliert mit der Möglichkeit (globaler) postkapitalistischer Gesellschaftsformen. Es imaginiert Szenarien für das Leben einer wachsenden Klasse weltweitgewordener Nomad*innen, die projektbezogen und mobil von ihrem Laptop aus arbeiten und für die sich „zu Hause“ gewöhnlich über die automatisch hergestellte Verbindung zwischen Router und ihren digitalen Devices definiert. NEW EELAM umfasst dabei ein komplexes Geflecht prototypischer Zukünfte, es entwirft Ideen für neue Formen des flexiblen Zusammenlebens, kollektiven Besitzes und fluider Nationalität und artikuliert sich in Form von Lounge-Atmosphären, messeähnlichen Installationen, futuristisch anmutenden Ensembles, als Werbefilm oder Artisttalk. In der Forschungswerkstatt wird es nach einer kurzen Vorstellung der Arbeit um die Frage gehen, welche Zugänge und Annäherungen diese künstlerische Arbeit erfordert und ermöglicht und welche Strukturmomente potentieller Bildungsprozesse identifiziert werden können. Es werden verschiedene Aspekte der Arbeit in Gruppen diskutiert, ausgearbeitet, gemeinsam zusammengetragen und Praxis-Anschlüsse eruiert.

Lea Herlitz studierte Theater- und Medienwissenschaft und Kulturpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst & Kunsttheorie der Universität zu Köln im Projekt Projekt Post-Internet Arts Education Research. Arbeitsschwerpunkte sind Bildungstheorie und ästhetische Praktiken im Kontext postdigitaler Kulturen.
 

Kristin Klein ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst & Kunsttheorie der Universität zu Köln, seit 2017 im Projekt Post-Internet Arts Education Research. Sie studierte Kulturwissenschaft, Kunstpädagogik, Germanistik und Bildungswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, der TU Dresden und der Boston University. Sie ist Mitherausgeberin des Workbook Arts Education. Arbeitsschwerpunkt: Kunst und Bildung im Kontext postdigitaler Gesellschaften.

 

Nada Schroer: Content Curating and beyond – Ansätze posthumanen Kuratierens
Kuratiert wird längst nicht mehr nur in Museen und Kunsthallen. Auch wenn die Tätigkeit traditionell mit dem Zusammenstellen, Präsentieren und Vermitteln von (Kunst-)Objekten im Ausstellungsraum in Verbindung gebracht wird, manifestieren sich kuratorische Projekte in der postdigitalen Sphäre als relationale Prozesse, welche  menschliche und nicht-menschliche Akteur*innen mit einschließen. Nicht mehr einzig die vom Kunstsystem legitimierten Expert*innen treten als handelnde Protagonist*innen in Erscheinung, an ihre Stelle rücken stattdessen „localised and relational arrangements of people, machines and code“ (Tyżlik-Carver 2017). Nach einem kurzen thematischen Input werden wir im Rahmen der Forschungswerkstatt gemeinsam ausgewählte Beispiele aus dem Feld des Posthuman Curating diskutieren. Welche Möglichkeiten der Beteiligung ergeben sich? Wie lässt sich  Handlungsträgerschaft (agency) in diesem Kontext definieren? Welche Subjektivierungsprozesse finden statt? Und welche Rolle können Ansätze des posthumanen Kuratierens für die Kunst- und Medienpädagogik spielen?

Nada Schroer ist seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst & Kunsttheorie der Universität zu Köln und vertritt dort einen Teil der Lehre der Juniorprofessur Kunst-Medien-Bildung. Sie studierte Kulturwissenschaften in Leipzig und Hildesheim und nahm an dem Programm „Kulturen des Kuratorischen“  an der HGB in Leipzig teil. Sie ist Mitbegründerin des KUNSTRAUM53 (Hildesheim) und realisiert seit 2013 freie kuratorische Projekte (u.a. Kunstverein Hildesheim/Braunschweig; Gold+Beton, Köln). Als Kunstvermittlerin war sie u.a. im Haus der Kulturen der Welt Berlin und am Sprengel Museum Hannover tätig.

 

Konstanze Schütze: Edutainment – Lernen mit dem Daumen. Medienbildung und aktuelle Kunst in der Schule
In Zusammenarbeit mit Praktiker*innen aus Kunstpädagogik und -vermittlung dient die Forschungswerkstatt der Erarbeitung von Ansätzen für einen fächerübergreifenden medienkulturell informierten Unterricht. An ausgewählten Beispielen der jüngst veröffentlichten Onlineserie des New Yorker Kollektivs DIS wird das dichte Material für schulische Kontexte erschlossen. In gemischter Gruppenarbeit werden Konzepte entwickelt, die über aktuelle Kunst einen kritischen Umgang mit der Gegenwart nahelegen und Zukunftskompetenz schulen. Ziel: Die Einrichtung einer permanenten Forschungswerkstatt mit Konzepten zu einem Lernen mit den Daumen und Herzen. In Zusammenarbeit mit Marcel Kröner und Dr. Hans-Joachim Vogler sowie den Gästen Isabel Eisfeld, Dr. Jan G. Grünwald, u.a.m. (Achtung: Diese Forschungswerkstatt findet in zwei Blöcken – Freitag und Samstag – statt.)

Konstanze Schütze. Kuratorin und Kunstpädagogin. 2010 bis 2016 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln, Institut für Kunst & Kunsttheorie und leitete u.a. das Innovationsprojekt „.mbr – medienbildungsraum“. Darüber hinaus ist Sie Mitgründerin des Galerieprojektes storecontemporary.com, der Agentur für Kunstvermittlung agency art education und der Gruppe Methode Mandy im Sinne einer kritischen Kunstvermittlung. Arbeitsschwerpunkte: Bildlichkeit nach dem Internet (Promotion), Art and the Post-Digital Condition, Updates für eine Kunstvermittlung nach dem Internet. storecontemporary.com I agencyart.education I methodsofart.net I methodemandy.com

 

Nina Spöttling-Metz: #dolphins – Social Tagging und seine Potenziale für eine postdigitale Kunstpädagogik
Die Macher von „Steve: The Museum Social Tagging Project“ waren 2006 nicht wenig von der Reaktion der User*innen ihrer digitalen Anwendung überrascht: Viele Besucher*innen des New Yorker Metropolitan Museums of Art verschlagworteten das von Haien strotzende Gemälde „Golfstrom“ vom Winslow Homer aus dem Jahr 1899 unter dem Schlagwort #dolphins. Aus kunstdidaktischer Perspektive erscheint der Erfolg des obengenannten Projekts vor diesem Hintergrund zunächst höchst fragwürdig, wurden doch zentrale Inhalte des Gemäldes offensichtlich nicht richtig erkannt und eingeordnet. Die überraschte Reaktion der Kuratoren und Ausstellungsmacher war jedoch durchaus positiv. Erstmals erhielten diese Einblicke in die spontane Reaktion der Besucher*innen und deren mit diesem ersten Eindruck einhergehenden Assoziationen und affektiven Wertungen. Der 2004 von Thomas Vander Wal geprägte Begriff der „Folksonomy“ beschreibt die von User*innen zur Verschlagwortung von Inhalten im Netz angewandten Strategien. Mit ihm eröffnet sich eine neue Perspektive auf die Frage nach der Ordnung und Handhabung von Wissen in einem postdigitalen Zeitalter. Vander Wal beobachtete, dass User*innen (visuelle) Inhalte nicht immer entlang objektiver Kriterien der Klassifikation, sondern häufig stimmungsbezogen, mit Referenz auf entfernte Kontexte oder nach selbstgenerierten Worten und Wortpaaren verschlagworteten, um sie zu ordnen und wiederauffindbar zu machen. Dies stellt nicht zuletzt Museen vor die Aufgabe, mit ihrer kuratorischen Praxis zu diesen kulturellen „grass-roots“-Bewegungen aufzuschließen und die archivierten musealen Wissensbestände zumindest teilweise zu „demokratisieren“. Im Zuge der angebotenen Werkstatt sollen verschiedene Social Tagging-Projekte aus dem Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung vorgestellt und besprochen werden. Dabei wird die Frage im Vordergrund stehen, wie sich die mit dieser Entwicklung einhergehenden Potenziale des „demokratischen“ Zugriffs und der subjektiven Kontextualisierung von visuellen Inhalten an die Bedürfnisse und strukturellen Gegebenheiten eines postdigitalen Kunstunterrichts anpassen lassen.

Dr. phil Nina Spöttling-Metz studierte Kunstpädagogik und Kunstgeschichte in Leipzig und Frankfurt am Main. Als Stipendiatin der Hans-Böckler Stiftung promovierte sie am Fachbereich für Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt zu jugendkulturellem Stilhandeln und wirkte am dortigen Institut für Kunstpädagogik im Bereich Neue Medien in verschiedenen Forschungs- und Veröffentlichungszusammenhängen mit. Sie ist als freischaffende Kunstpädagogin in schulischen und außerschulischen Kontexten sowie als wissenschaftliche Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen zum ästhetischen Handeln von Kindern und Jugendlichen tätig. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei auf der Auseinandersetzung mit den künstlerischen und alltagskulturellen Bildstrategien innerhalb einer postdigitalen Kultur und den Herausforderungen, die sich auf diesem Hintergrund an eine zeitgenössische Kunstdidaktik stellen.

 

Manuel Zahn: Ästhetische Praxis als Medienkritik
Der Workshop diskutiert Ergebnisse des Forschungsprojekts „Ästhetische Praxis als Medienkritik“, das von Mai 2017 bis Februar 2018 vom Grimme-Forschungskolleg der Universität zu Köln finanziert wurde. Das Projekt untersuchte vor dem Hintergrund der Herausforderungen der postdigitalen Gesellschaft aktuelle Formen und Praxen von Medienkritik. Vier interdisziplinäre Workshops bildeten die Basis für eine Bestandsaufnahme kritischer Medienpraxis in der aktuellen Medienkultur und für die Schärfung des Kritikbegriffs an aktuellen künstlerischen Praxen der Post-Internet Art (s. auch Grimme-Forschungskolleg). Der Workshop wird an ausgewählten Beispielen der Post-Internet Art sowohl die je spezifische Form deren kritischer Bezugnahme auf Medienkultur als auch die jeweiligen Anschlussmöglichkeiten für die pädagogische/schulische Praxis thematisieren.

Prof. Dr. Manuel Zahn studierte Sonderpädagogik, Erziehungswissenschaft, Philosophie und Psychologie an der Universität Hamburg und promovierte über »Ästhetische Film-Bildung«. Seit dem Sommersemester 2017 ist er Professor für Ästhetische Bildung am Institut für Kunst & Kunsttheorie der Universität zu Köln. Seine Arbeitsgebiete sind: Erziehungs- und Bildungsphilosophie; Medienbildung, insbesondere Filmbildung; Kunstpädagogik und Ästhetische Bildung in der digitalen Medienkultur.

 

 

WORKSHOPS

Diese Sektion der Tagung widmet sich praktischen Beispielen u.a. von Lehrer*innen, Medienpädagog*innen und Künstler*innen. Hier sollen bereits durchgeführte Projekte aus der Kunstpädagogik und der kulturellen Medienbildung eine Plattform bekommen und multipliziert werden.

Milena Albiez: DRAW BOTS und andere Übungen zur Stimulation von Erfinder*innengeist
Wann haben Sie das letzte Mal ein Gerät, welches Sie täglich nutzen, aufgeschraubt oder für Ihre Zwecke verändert? Heute verschwindet der Arbeitsprozess z.B. bei aktuellen Computermodellen hinter glatten Aluminium- oder Plastikoberflächen. Die Hermetisierung von Devices zeigt sich auch bei Schwierigkeiten der Gehäuseöffnung. Die Nicht-Zugänglichkeit eines Device ist in dessen Entwicklung eingeplant und dient der Kundenbindung, da Defekte eine spezielle Reparatur benötigen. Inwiefern muss ein*e Künstler*in das Werkzeug/Ding, welches sie benutzt, verstehen oder sich aneignen? Wie sollen Kinder und Jugendliche die abstrakten, nicht sichtbaren Prozesse verstehen, wenn sie diese nicht „begreifen“ können? Sind Forderungen nach Programmierkenntnissen und deren Förderung angebracht, wenn das Gerät an sich noch nicht begriffen wurde? Werden Gegebenheiten hingenommen oder können Geräte zugänglich gemacht, für das eigene Vorhaben manipuliert werden? Was bedeutet Zugänglichkeit von Devices, wenn diese unsichtbar (z.B. Cloud, Internet der Dinge, externe Server) sind? Der Workshop lädt die Teilnehmenden dazu ein, mithilfe von viel Panzertape, Heißkleber und Kabelbinder aus mitgebrachten (Haushalts-)Geräten Malroboter zu entwickeln.

Bitte mitbringen: alte Geräte (inkl. Batterie und Netzteil) mit einem funktionierenden Motor oder Aufziehantrieb (Milchschäumer, Walkman, Rasierer, ferngesteuerte oder aufziehbare Spielzeuge), Stifte, Klebstoff.

Milena Albiez, Studium MA Visuelle Kommunikation, arbeitet als künstlerische Mitarbeiterin im Bereich Redaktionelles Gestalten an der Kunsthochschule Kassel. Hier forscht sie u.a. zu Arbeitsverhältnissen in der Kreativwirtschaft hinsichtlich der Digitalisierung. Berufsbegleitend studiert sie mehrdimensionale Organisationsberatung, Supervision und Coaching MA. Ihre Arbeit konzentriert sich auf (Design-)Konzepte und die visuelle Übersetzung von Information. Sie ist selbstständige Gestalterin / Beraterin und ehemalige Meisterschülerin der Kunsthochschule Kassel. milenaalbiez.de

 

Aram Bartholl: Speculative Privacy
Are you sure? Praktische Tipps und Aggressionsabbau am eigenen Gerät. Ein performativer Vortrag und Workshop zur digitalen Privatsphäre und Nutzung von Smartphones mit Aram Bartholl. In seinem performatien Workshop „Speculative Privacy“ lädt der Konzept- und Medienkünstler Aram Bartholl Besucher*innen zu „Ein[em] Versuch dem Smartphone mit ungewöhnlichen Mitteln beizukommen[.]“ ein. Im Mittelpunkt seines Interesses steht die kritische Auseinandersetzung mit der zunehmenden Digitalisierung unseres Alltags. Mit oft humorvollen Arbeiten untersucht er die Allgegenwärtigkeit von Internetunternehmen und deren Einfluss auf Privatsphäre, Kommunikation und Gesellschaft. In seinem Workshop spricht er darüber, wie digitale Spuren bei der Benutzung von Smartphones entstehen und welche Möglichkeiten es gibt, diesen Einhalt zu gebieten. Das Publikum ist eingeladen, dies in einer Reihe von Miniworkshops am eigenen Telefon zu untersuchen. Es stehen verschiedene Toolsets und Testumgebungen bereit. Wer möchte, kann sein Smartphone sogar einzementieren.

Aram Bartholls Werk bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Internet, Kultur und Realität. Die vielfältigen Kommunikationskanäle sind selbstverständlich geworden, doch wie beeinflussen uns diese? Gemäß des Paradigmenwechsels der Medienforschung fragt Bartholl nicht nur, was der Mensch mit den Medien macht, sondern auch in wie weit die Medien den Menschen verändern. Das Spannungsverhältnis von öffentlich und privat, online und offline, von Technologieverliebtheit und Alltagsleben liegt im Kern seines Schaffens. In Form von Interventionen und Installationen im öffentlichen Raum untersucht Bartholl die Wirkung, wenn Bestandteile der digitalen Welt mit der Realität zusammentreffen. Neben zahlreichen Vorträgen, Workshops und Performances wurden seine Arbeiten international u. a. ausgestellt im MoMA Museum of Modern Art, den Skulptur Projekten Münster und Venedig Biennale. Aram Bartholl lebt und arbeitet in Berlin.

 

Jane Eschment: Imagine places you’ve [never] been before.
Google Street View polarisiert. Stößt der Onlinedienst einerseits auf faszinierte Nutzer*innen, gibt es andererseits laute Kritik an den Konzernpraktiken der Datenerfassung als real gewordene Dystopie einer universellen Überwachung. Fest steht, es wächst ein interaktives Bilddatenarchiv, welches unsere Raumwahrnehmung prägt und transformiert. Zahlreiche Künstler*innen (u.a. Johanna Steindorf, Paolo Cirio, Mishka Henner) machen das Bildmaterial von GSV zum Ausgangspunkt für ihre Arbeit, spielen mit der Faszination, den Eigenschaften des Materials und stellen ihre Form der Kritik zur Disposition. Im Workshop wird das Bildmaterial von Google Street View als potentielle Rohmaterial von (Kunst)Unterricht angenommen. Ausgehend von einem Inspirationspool an künstlerischen Positionen wird die ästhetische Aufmerksamkeit gegenüber dem Material erhöht. Die Teilnehmer*innen sind eingeladen digital umherzuschweifen, nach Begegnungen, Irritationen und Atmosphären Ausschau zu halten. Das Bildmaterial wird dabei in seinem narrativen Potential erforscht und unter Einsatz von performativen Strategien, mit Imagination, Körper und Stimme erweitert. Welche Potentiale, welche kritischen Reflexionsanlässe lassen sich aus der gemeinsamen Praxis für (Kunst)Unterricht generieren?

Jane Eschment studierte Sonderpädagogik, Kunst und Deutsch an der Universität zu Köln. Seit 2015 lehrt sie am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln im Lernbereich Ästhetische Erziehung und in der Kunstdidaktik. Arbeitsschwerpunkte sind Ästhetische Forschung und kulturelle Schulentwicklung, interdisziplinäre künstlerische Praxis vor dem Hintergrund aktueller Medienkultur in Theater und Performance.

 


Jan G. Grünwald: Bildaneignungen – Instagram-Fotografie und Bildbearbeitung
Neben Snapchat ist gerade Instagram die App, über die Schüler*innen (mit Bildern) kommunizieren. Dabei können Schüler*innen dazu angeregt werden, sich reflektiert mit ihrer eigenen Bildproduktion und derer anderer auseinanderzusetzen. Da es sich auf Instagram häufig um spontan wirkende Aufnahmen von Alltagssituationen handelt und weniger um künstlerische Fotografie, ist der Einstieg „barrierefrei“, weil die Schüler*innen durch Handyfotografie und Mediennutzung bereits eigene Erfahrungen bei der Produktion dieser Form von Fotos gemacht haben. Im Workshop findet die konkrete Auseinandersetzung mit diesem Themenfeld über die Arbeiten der thailändischen Künstlerin Chompoo Baritone statt, die in ihrer Fotoserie „# the truth behind instagram photos“ darauf verweist, dass jedes aufgenommene Bild immer nur einen bestimmten Ausschnitt des sich ereignenden Moments zeigt und dass die Bilderzeuger*innen während der Aufnahme bereits Einfluss auf das Endprodukt nehmen. Dabei verdeutlicht sie, dass es in Zeiten von Bildbearbeitung und Fake News noch wichtiger geworden ist, Bilder und ihren Entstehungsprozess kritisch zu reflektieren.

Dr. Jan G. Grünwald arbeitet als Lehrer für Kunst und Englisch am Leibnizgymnasium in Offenbach am Main. Vorher Vertretung der Professur für Didaktik am Institut für Kunstpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen (2013/14) und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Neue Medien am Institut für Kunstpädagogik der Goethe Universität Frankfurt (2005-2013). Seine Arbeitsschwerpunkte sind Medienästhetik, Bildkulturen, Räume, kritische Kunstvermittlung und Gender Studies. Autor von „Male Spaces – Bildinszenierungen archaischer Männlicheiten im Black Metal“. Co-Autor von „Flickernde Jugend – Rauschende Bilder. Netzkulturen im Web 2.0.“jan@gruenwald.name I jangruenwald.tumblr.com

 

Annemarie Hahn: The Copy-Paste-Self. Selbstversionen seit dem Internet
Referentialität ist laut Felix Stalder (2016) eine spezifische Form einer „Kultur der Digitalität“. Mash-ups, Remixes, Memes, etc. sind nicht nur Verfahren der medialen Produktion, sondern Bedingungen dieser. Nicholas Bourriaud beschreibt den kreativen Umgang mit bestehendem (Bild-)Material als post-production (2002) und stellt damit die traditionelle Unterscheidung zwischen Produktion und Konsum, Kreation und Kopie in Frage. Copy-Paste-Strategien sind seit dem Internet wesentliche Formen medialen Handelns. Wir leben in Bedingungen des Copy-Pastens. Das alles hat nicht nur mit Medien zu tun, sondern auch mit jedem Einzelnen. Nehmen wir mit Jörissen und Meyer ernst, dass veränderte Medialität veränderte Subjektivität mit sich bringt (2015), verändern die Bedingungen seit dem Internet die Bedingungen von Identitätskonstruktionen. In dem Workshop werden die Teilnehmenden dazu eingeladen, sich an dem riesigen Hypermedia-Pool der Welt zu bedienen, um verschiedene Selbstversionen zu erfinden und zu erproben.

Annemarie Hahn arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst & Kunsttheorie an der Universität zu Köln und ist dort für das Grimme-Forschungskolleg als auch in dem Innovationsprojekt Flipping University im Bereich maker spaces & infrastructure design tätig. Sie hat Kunstpädagogik, Germanistik und Erziehungswissenschaften in Köln studiert und einen beruflichen Hintergrund in Grafik und Design. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit Möglichkeiten agentieller Perfomativität für die Kunstpädagogik im Kontext inklusiver Bildung. portfolio.annemariehahn.comImethodemandy.com

 

Robert Hausmann & Matthias Laabs: How to do… Raumaneignung. Zwischen digital und analog
Die Digitalität hat unsere Gegenwart geflutet und scheinbar unbemerkt das Internet zu einer unsichtbaren, aber jederzeit präsenten Schicht werden lassen. Klammheimlich haben sich dabei auch Formen des Miteinanders, der Wahrnehmung und Sozialisation, der Wissensaneignung und Bildung sowie die Erscheinungsarten von Pop, Kunst und Kultur verändert. Digital und analog vermischen sich darin zunehmend, mit der selbstverständlichen Nutzung von Smartphones und Co hat sich das Netz schon längst ins Real-Life eingeschrieben. Im Zentrum des Workshops steht der spielerische wie konzeptuelle Transfer von digital in analog bzw. umgekehrt. Nach einer handlungsorientierten Impulsphase entwickeln die Teilnehmenden in unterrichtserprobten Übungen und Experimenten eigene, gezielte digital-analoge Überlagerungen und Eingriffe in den umgebenden Raum. Zudem wird deren konkrete Übertragung in den Kunstunterricht mit digitalen Endgeräten in den Formaten Foto, Gif-Animation oder experimentellen Mischformen fokussiert. In verschiedenen Reflexionsphasen werden deren Eignung und Einsatzmöglichkeiten für Kunstunterricht diskutiert.

Bitte mitbringen: Smartphone und ggf. Tablet.

Robert Hausmann, (*1986), 2015-16 LiV und seit 2017 Lehrer für die Fächer Kunst und Geschichte am Ökumenischen Domgymnasium Magdeburg. Studium an der TU Dresden, 2010 kiss-Stipendiat der Siemens-Stiftung, 2011 Medienpädagogischer Preis des Landes Sachsen mit Matthias Laabs. 2015 wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kunst und ihre Didaktik an der Universität zu Köln. Stellvertretender Vorsitzende des BDK-Landesverband Sachsen-Anhalt.

Matthias Laabs, (*1982), seit 2017 Studienrat für die Fächer Kunst und Geographie am Gymnasium Querfurt. Studium an der TU Dresden, Studienreferendar am Sächsischen Landesgymnasium für Musik Dresden, 2013-17 Studienrat in Hamburg. 2010 kiss-Stipendiat der Siemens-Stiftung, 2011 Medienpädagogischer Preis des Landes Sachsen mit Robert Hausmann, 2016 Preisträger des Deutschen Lehrerpreises in der Kategorie Unterricht innovativ mit dem Projekt „Was braucht dieser Ort“.

 

Johannes M. Hedinger: Wasting time on the internet (let’s get lost)
In diesem Workshop wollen wir den Beweis antreten, dass das Internet nicht den Untergang der abendländischen Kultur bedeutet und es uns gar zu kreativeren Menschen machen kann. Es ist eine Einladung zum Experimentieren, zum Flanieren durch das Netz und zum Zeit Vergeuden, ganz ohne Schuldgefühle. Let’s get lost. Wie schon bei früheren Medienrevolutionen gehören Künstler*innen oft zu den „early adopters“ neuer Kommunikationstools – wie auch zu ihren ersten Hacker*innen. Im ersten Teil werden wir einige dieser Beispiele kennenlernen. Dann werden wir einige Online-Experimente im Plenum, in Kleingruppen, solo und unter anderen Identitäten durchführen. Im zweiten Teil werden wir ausgewählte Testanordnungen in Kleingruppen vertiefen, uns abschließend die Resultate und Erkenntnisse präsentieren und gemeinsam darüber reflektieren. Einige der Übungen basieren lose auf dem Buch „Wasting Time on the Internet“ (2016) von Kenneth Goldsmith sowie dem Seminar „Let’s get lost“ von Johannes M. Hedinger an der Universität zu Köln (2017/18).

Johannes M. Hedinger ist Künstler, Kurator, Forscher, Autor und Dozent. Gründer von Com&Com, Alps Art Academy, Methods of Art. Kreator von Bloch, Mocmoc und HEBO. Lebt und arbeitet in Zürich und London. Studium Bildende Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste und UCLA Los Angeles. Zweitstudium Kunstgeschichte, Cultural Studies, Filmwissenschaft und Germanistik an der Universität Zürich und Humboldt Universität Berlin. Nachdiplomstudien in Strategischem Marketing an der Universität der Künste Berlin. Doktorstudien in Kunstgeschichte an der Universität Lausanne. Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste und Universität zu Köln. Direktor der Alps Art Academy. johanneshedinger.com

 

Willy Noll: Build your own ___________! MicroController im (Kunst-)Unterricht
because internet • Vernetzung│Kontrolle // Kontrollieren│Steuern Im Internet der Dinge wird alles zum Teil des globalen Netzwerks; alles wird/kann (selbst) gesteuert, kontrolliert und programmiert (werden). Die Verzahnung von digitaler und physischer Welt – die Verbindung von Stofflichkeit und Zeichenhaftigkeit – wird im Selbst-Machen, Selbst-Erfinden und Selbst-Erfahren, als Modi der Erschließung von Welt, (be-)greifbar. Der Workshop knüpft an die wachsende Maker-Bewegung im Feld der Ästhetischen Erziehung und kulturellen Medienbildung an und rückt MicroController als zentralen und reichhaltigen Lerngegenstand einer digitalisierten Lebenswelt in den Fokus. MicroController sind Kleinstcomputer, die alle Komponenten auf einer Platine vereinen, leicht zu bedienen sind und damit einen möglichen Einstieg für die kreative Auseinandersetzung mit digitaler Technologie, Robotik und Programmierung bieten. Der Workshop lädt die Teilnehmenden ein, den Calliope mini explorativ zu beforschen und erste eigene Maker-Projekte auch praktisch umzusetzen. Vorkenntnisse sind nicht notwendig; nur Spaß und Interesse am experimentellen Arbeiten mit neuen und alten Technologien und Materialien.

Willy Noll (*1989) ist wiss. Mitarbeiter am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln; seit 2015 Promotionsstipendiat der Kölner Graduiertenschule Fachdidaktik des ZfL Köln; Studium der Mathematik, Kunstpädagogik, Germanistik und Erziehungswissenschaft in Köln.