about the project
Herkunft und Wandel künstlerischer Forschung
Die Interviewserie schließt an eine lange Vorgeschichte an. Denn die dialektische Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft ist so alt wie Kunst selbst. Seit den 1990er Jahren wird diese Verbindung nunmehr explizit gemacht, wie sich an intensiven akademischen Bemühungen im Rahmen der Bologna-Reform beobachten lässt. Mit ihr wurden und werden recherchebasierte, materielle sowie ästhetische und diskursive Arbeitsprozesse unter den Begriff der „artistic research“, „art-based research“ oder auch „practice-led research“ erfasst.
Die Versprechen der künstlerischen Forschung sind dabei vielseitig. Sie stehen etwa für eine konstitutive und ertragreiche Verbindung von Theorie und Praxis, einen interdisziplinären Austausch von künstlerischen Fächern mit gesellschaftspolitischen Disziplinen oder für eine kritische Untersuchung von Methoden der Forschung selbst. Damit geht künstlerische Forschung über die Auseinandersetzung mit einem Thema hinaus und erlaubt zum einen Konzepte wie „Forschung“ und „Wissensproduktion“ zu hinterfragen. Des Weiteren können materielle Erkenntnisse über die historischen und gegenwärtigen Beziehungen von künstlerischen, analytischen und wissenschaftlichen Praktiken in spätkapitalistisch geprägten Wissensökonomien gewonnen werden.
Derzeit zeichnet sich ein Wandel in künstlerischer Forschung ab, der auch den Anlass für diese Interviewserie bietet. Nachdem seit den 1990er Jahren künstlerische Forschung aus dem Ringen um Erkenntnis sowie der Erweiterung tradierter Wissenskulturen entstand, geht es in zeitgenössischen Ansätzen in immersiven Environments zur performativen Erprobung anderer Wissensordnungen eher um konkrete soziopolitische Interventionen für andere Infrastrukturen und Weltbildungen.
Ziele der Interviewserie
Vor diesem Hintergrund hat die Interviewserie vier Aufgaben, nämlich (1) das Herstellen von diskursiver Pluralität, (2) die Ermöglichung von (medien-)historisch verorteter Aktualität, (3) eine valide Gleichstellung von Wissensformen sowie (4) die Erkundung der Reichweite künstlerischer Forschung in Bezug auf Kulturinstitutionen. Damit steht nicht nur im Fokus, die Diversität unterschiedlicher Ansätze im Bereich der künstlerischen Forschung zu diskutieren, sondern auch aktuelle Positionen in diesem Bereich sichtbar zu machen. Zudem sollen in der Interviewserie Wissenschafter*innen und Künstler*innen in gleichgestellter Weise zu Wort kommen. Auf diese Weise werden unterschiedliche Wissensformen und Handlungsoptionen markiert und zugänglich.
Reichweite, Effekte und Relevanz künstlerischer Forschung zeigen sich schließlich exemplarisch an Interviews mit Vertreter*innen von Institutionen – beispielsweise Theater oder Museen. Dabei wird besonders deutlich, in welcher Weise künstlerisches Forschen etwa durch die Priorisierung von Prozessen und Experimenten tradierte Praktiken des Ausstellens oder Aufführens transformiert. Damit trägt die Interviewserie auch zu aktuellen Diskussionen um die strukturellen Veränderungen von Kulturinstitutionen im Hinblick auf Diversifizierung und Enthierarchisierung bei.
Die Fragen
In den Interviews werden 8 Fragen in kurzer Zeit (1-2 Minuten pro Frage) beantwortet.
1) Was ist künstlerische Forschung?
2) Wie unterscheidet sich künstlerisches Forschen von Forschung in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften?
3) Was ist der Mehrwert von künstlerischer Forschung?
4) Gibt es eine „existenzielle“ Notwendigkeit und Dringlichkeit für Künstlerische Forschung?
5) Welche Bedeutung hat künstlerische Forschung für Kulturelle Bildung und Kunstvermittlung?
6) Wo setzt künstlerische Forschung historisch ein? Durchläuft sie seither Veränderungen bezogen auf Verständnis, Konzepte oder Methoden?
7) Gibt es einen Bezug zwischen künstlerischer Forschung und digitalen Kulturen?
8) Was ist die Zukunft künstlerischer Forschung?
Die kurzen und pointierten Antworten entsprechen einem Webformat, in dem kurze Inputs für eine schnelle Sichtung inzwischen üblich sind. Diese Kultur der Mikro-Formate wirkt sich grundlegend auf Konstitution und Status von Wissen aus, die mit der Interviewserie nicht nur angewandt, sondern zugleich getestet und analysiert werden. Zum anderen kommt die Kürze der Antworten der wissenschaftlichen Arbeit mit den Interviews zugute, um etwa in experimentellen Zugängen eine Vergleichbarkeit der Ansätze und Verortungen herzustellen. Schließlich ist es ein Anliegen, mit kurzen Interviews auf aktuelle Entwicklungen eingehen und diese diskutieren zu können.
about Art and Research (aAaR) ist ein Projekt des Fachbereiches Kunst & Kunsttheorie im Department Kunst und Musik an der Universität zu Köln und versteht sich als Lehr- und Forschungsmaterial.
Martina Leeker und Konstanze Schütze, Köln/Berlin/Karlsruhe 2023
about the project
Herkunft und Wandel künstlerischer Forschung
Die Interviewserie schließt an eine lange Vorgeschichte an. Denn die dialektische Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft ist so alt wie Kunst selbst. Seit den 1990er Jahren wird diese Verbindung nunmehr explizit gemacht, wie sich an intensiven akademischen Bemühungen im Rahmen der Bologna-Reform beobachten lässt. Mit ihr wurden und werden recherchebasierte, materielle sowie ästhetische und diskursive Arbeitsprozesse unter den Begriff der „artistic research“, „art-based research“ oder auch „practice-led research“ erfasst.
Die Versprechen der künstlerischen Forschung sind dabei vielseitig. Sie stehen etwa für eine konstitutive und ertragreiche Verbindung von Theorie und Praxis, einen interdisziplinären Austausch von künstlerischen Fächern mit gesellschaftspolitischen Disziplinen oder für eine kritische Untersuchung von Methoden der Forschung selbst. Damit geht künstlerische Forschung über die Auseinandersetzung mit einem Thema hinaus und erlaubt zum einen Konzepte wie „Forschung“ und „Wissensproduktion“ zu hinterfragen. Des Weiteren können materielle Erkenntnisse über die historischen und gegenwärtigen Beziehungen von künstlerischen, analytischen und wissenschaftlichen Praktiken in spätkapitalistisch geprägten Wissensökonomien gewonnen werden.
Derzeit zeichnet sich ein Wandel in künstlerischer Forschung ab, der auch den Anlass für diese Interviewserie bietet. Nachdem seit den 1990er Jahren künstlerische Forschung aus dem Ringen um Erkenntnis sowie der Erweiterung tradierter Wissenskulturen entstand, geht es in zeitgenössischen Ansätzen in immersiven Environments zur performativen Erprobung anderer Wissensordnungen eher um konkrete soziopolitische Interventionen für andere Infrastrukturen und Weltbildungen.
Ziele der Interviewserie
Vor diesem Hintergrund hat die Interviewserie vier Aufgaben, nämlich (1) das Herstellen von diskursiver Pluralität, (2) die Ermöglichung von (medien-)historisch verorteter Aktualität, (3) eine valide Gleichstellung von Wissensformen sowie (4) die Erkundung der Reichweite künstlerischer Forschung in Bezug auf Kulturinstitutionen. Damit steht nicht nur im Fokus, die Diversität unterschiedlicher Ansätze im Bereich der künstlerischen Forschung zu diskutieren, sondern auch aktuelle Positionen in diesem Bereich sichtbar zu machen. Zudem sollen in der Interviewserie Wissenschafter*innen und Künstler*innen in gleichgestellter Weise zu Wort kommen. Auf diese Weise werden unterschiedliche Wissensformen und Handlungsoptionen markiert und zugänglich.
Reichweite, Effekte und Relevanz künstlerischer Forschung zeigen sich schließlich exemplarisch an Interviews mit Vertreter*innen von Institutionen – beispielsweise Theater oder Museen. Dabei wird besonders deutlich, in welcher Weise künstlerisches Forschen etwa durch die Priorisierung von Prozessen und Experimenten tradierte Praktiken des Ausstellens oder Aufführens transformiert. Damit trägt die Interviewserie auch zu aktuellen Diskussionen um die strukturellen Veränderungen von Kulturinstitutionen im Hinblick auf Diversifizierung und Enthierarchisierung bei.
Die Fragen
In den Interviews werden 8 Fragen in kurzer Zeit (1-2 Minuten pro Frage) beantwortet.
1) Was ist künstlerische Forschung?
2) Wie unterscheidet sich künstlerisches Forschen von Forschung in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften?
3) Was ist der Mehrwert von künstlerischer Forschung?
4) Gibt es eine „existenzielle“ Notwendigkeit und Dringlichkeit für Künstlerische Forschung?
5) Welche Bedeutung hat künstlerische Forschung für Kulturelle Bildung und Kunstvermittlung?
6) Wo setzt künstlerische Forschung historisch ein? Durchläuft sie seither Veränderungen bezogen auf Verständnis, Konzepte oder Methoden?
7) Gibt es einen Bezug zwischen künstlerischer Forschung und digitalen Kulturen?
8) Was ist die Zukunft künstlerischer Forschung?
Die kurzen und pointierten Antworten entsprechen einem Webformat, in dem kurze Inputs für eine schnelle Sichtung inzwischen üblich sind. Diese Kultur der Mikro-Formate wirkt sich grundlegend auf Konstitution und Status von Wissen aus, die mit der Interviewserie nicht nur angewandt, sondern zugleich getestet und analysiert werden. Zum anderen kommt die Kürze der Antworten der wissenschaftlichen Arbeit mit den Interviews zugute, um etwa in experimentellen Zugängen eine Vergleichbarkeit der Ansätze und Verortungen herzustellen. Schließlich ist es ein Anliegen, mit kurzen Interviews auf aktuelle Entwicklungen eingehen und diese diskutieren zu können.
about Art and Research (aAaR) ist ein Projekt des Fachbereiches Kunst & Kunsttheorie im Department Kunst und Musik an der Universität zu Köln und versteht sich als Lehr- und Forschungsmaterial.
Martina Leeker und Konstanze Schütze, Köln/Berlin/Karlsruhe 2023