Medienkulturelle Transformationen, Migration, Wunder und Pädagogik

Ich möchte auf drei Ringvorlesungen aufmerksam machen, die in diesem Monat schon begonnen haben oder noch starten. Die Ringvorlesungen (in Hamburg, Frankfurt/Marburg und Oldenburg) untersuchen 1. Wunder, 2. medienkulturelle Wandlungen und 3. Migration in ihren jeweiligen Verhältnissen zu Kunst und Pädagogik/Bildung.

1. WUNDER IN KUNST UND PÄDGOGIK

Wunder gibt es immer wieder, und es gibt sie überall – oder nicht? Anlässlich der Ausstellung WUNDER (in den Deichtorhallen, Hamburg) widmet sich eine Ringvorlesung der Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg dem „Wunder in Kunst und Pädagogik“. Ausgehend von dem interdisziplinären Ansatz der Ausstellung nehmen Expertinnen und Experten unterschiedlichster Provenienz das Thema Wunder zum Anlass, die Grenzen des eigenen Wissens und der eigenen Disziplinen zu erkunden.

Das Konzept der Ringvorlesung fasst Wunder als wirksame Geschehnisse radikaler Fremdheit, die sich unseren Erwartungen, Absichten und Erklärungen entziehen. Sie markieren die Grenzen der Rationalität und werden zum Gegenstand von Zweifel, Kritik, Unterwerfungsbereitschaft oder Neugier, nähren den Verdacht auf Betrug, lassen aber auch auf Allmacht hoffen. Fast im Gegensatz dazu haben im christlichen, später hauptsächlich im katholischen Zusammenhang, Wunder Beweischarakter und beruhigen den Zweifel. Sie benötigen Zeugen und die Etablierung einer Tradition, um weiterhin wirksam zu bleiben. Wegen der vieldimensionalen Facetten des Themas werden unterschiedliche Diskurse berührt: kunst- und medientheoretische, erziehungswissenschaftliche, theologische, philosophische, künstlerische, literaturwissenschaftliche, mathematische und nicht zuletzt wissenschaftskritische.

Die Ringvorlesung findet Dienstags (zu den hier genannten Terminen) um jeweils 18 Uhr im Auditorium des Hauses der Photographie statt (Eingang über die Rückseite des Hauses).

2. ZUR ZUKUNFT DER ÄSTHETISCHEN ERZIEHUNG. MEDIENKULTUR UND BILDUNG IM ZEITALTER DIGITALER NETZWERKE

Ohne eine vertiefte Kenntnis von Genese und Funktionslogiken der gegenwärtigen Medienkultur ist Bildung heute nicht mehr denkbar. Gleichwohl stellen viele erzieherische Ansätze weniger die Geschichte und die Ästhetik der Medien ins Zentrum als vielmehr die – vermeintlichen oder tatsächlichen – Gefährdungen, die insbesondere von neueren technischen Medien, vom Film über das Fernsehen bis zum Computer, auszugehen scheinen.

Die Ringvorlesung „Zur Zukunft der ästhetischen Erziehung“ will vor diesem Hintergrund neue Perspektiven der ästhetischen Erziehung und der Bildung unter Medienbedingungen jenseits der Medienphobie, aber auch jenseits einer unkritischen Medieneuphorie entwerfen. Zu Wort kommen namhafte Vertreter von Filmwissenschaft, Medienwissenschaft, Philosophie und Medienpädagogik aus Europa und den USA , darunter Alain Bergala (Paris), Henry Jenkins (Los Angeles), David Buckingham (London), Cary Bazalgette (London), Diedrich Diederichsen (Berlin), Martin Seel (Frankfurt), Stefan Aufenanger (Mainz), Winfried Marotzki (Magdeburg), u.a.

Die Veranstaltungsreihe wird mit sieben Vorträgen und Workshops im Wintersemester 2011/12 und sieben im Sommersemester 2012 von der Goethe-Universität Frankfurt und der Philipps-Universität Marburg im Rahmen der hessischen Film- und Medienakademie durchgeführt. Die Reihe mit Vorträgen und Workshops ist interdisziplinär angelegt und richtet sich an ein breites Publikum.
Weitere Informationen zur Vortragsreihe, den Rednern und den Workshops gibt es unter: www.medien-bildung.eu

3. KUNST – BILDUNG – MIGRATION

In der Ringvorlesung Kunst – Bildung – Migration – veranstaltet vom Institut für Kunst und visuelle Kultur, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg – sollen die drei Begriffe Kunst, Bildung und Migration aufeinander bezogen werden. Die Begriffe werden dabei nicht als abstrakte Konstrukte, die soziale Realität benennen, sondern selbst als Handlungen sprachlicher und sozialer Art; als umkämpfte Setzungen, die soziale Realität mit herstellen verstanden.

„Die geladenen Referent_innen der Ringvorlesung reflektieren und befragen das Handlungsfeld zwischen Kunst, Bildung und Migration aus je unterschiedlichen Perspektiven und Kontexten. Sie sind aktiv in Schule und außerschulischen Arbeitsfeldern, in der Kunst, in kulturellen Projekten, in der Wissenschaft, in der Kunstvermittlung u.a.m. Sie beforschen und hinterfragen Vorstellungen, Politiken und Begriffe.
Wir gehen davon aus, dass in den gegenseitigen Reflexionen Aspekte und Seiten dieses Handlungsfeldes sichtbar und thematisierbar werden, die nicht nur auf bestehende Unterschiedlichkeiten und Schwierigkeiten im Umgang mit Migration in Kunst- und Bildungskontexten zeigen, sondern auch weitere Perspektiven der Verknüpfung denkbar machen.“

Insbesondere interessiert die Koordinatoren der Ringvorlesung „die Frage, wie die einzelnen Referent_innen die Rolle von Kunst einschätzen. Kann Kunst im Zusammenhang mit Bildung und Migration gedacht, einen Raum des Verhandelns, des Widerständigen und des Widerstreits herstellen?“

Die Ringvorlesung findet im WiSe 2011/2012 Montags um jeweils 18 Uhr im Raum A8 0-001 der Universität Oldenburg statt. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.