Aylin Kiziltas & Jil Peters: Extended Mind – Ein…

Kannst du dich noch selbstständig durch die Gegend navigieren? Oder kannst du vielleicht noch die Telefonnummer deiner Freunde auswendig? Viele Menschen verlassen sich heutzutage auf Hilfsmittel aus der Umwelt als Informationsspeicher. Auch der Alltag scheint für viele, beispielsweise ohne Smartphone, unvorstellbar.

Laut einigen Kognitionswissenschaftler*innen tritt dieses Phänomen nicht aufgrund von einer Gedächtnisschwäche auf, sondern aufgrund der Natur unseres Geistes. Der Körper stellt nämlich keine feste Grenze des Geistes dar. Dieser kann sich nämlich über den Körper hinaus in die Umwelt erstrecken. Wir können uns das in etwa so vorstellen: Weil mein Guthaben leer ist, möchte ich meinen Freund von einem fremden Smartphone aus anrufen. Dabei greife ich auf die Kontaktliste meines Smartphones zu, um die Nummer meines Freundes in das fremde Smartphone eingeben zu können. Greife ich in solch einer Situation nun auf das Smartphone als passives Objekt zu oder ist das Smartphone ein aktiver Teil meines ausgeweiteten Geistes, da es eine dem Gedächtnis vergleichbare Rolle übernimmt?

Letzteres behauptet die Extended Mind-Theorie, welche ein Teil derEmbodiment-Theorien darstellt. Die Hauptthese der Extended Mind-Theorie wurde vor allem von den Philosophen Andy Clark und David Chalmers formuliert: Unser Geist ‚bewohnt‘ nicht zwingend nur unser Gehirn, sondern kann eben auch materielle Gegenstände in der Umwelt ‚bewohnen‘. Hier kann selbst unser eigener Körper als eine solche materielle Instanz dienen: Der Körper stellt in der Geist-Umwelt-Beziehung eher ein Mittel zum Zweck dar. Nach der These des Extended Mindkönnen Dinge aus der Umwelt unter bestimmten Bedingungen (wenn beispielweise Kriterien der Verlässlichkeit und der Transportierbarkeit erfüllt sind) ein Teil unseres Geistes werden. Durch die wechselseitige Interaktion entsteht ein gekoppeltes System zwischen dem Geist und der externen Entität. Es ist also irrelevant, ob wir unser Hilfsmittel in der Hosentasche tragen oder ob dieses im Gehirn implementiert ist: Der Träger kognitiver Zustände muss nicht im Gehirn sein, um zum mindzu gehören.

Wenn also das Smartphone Teil meines kognitiven Apparats sein kann und dieses wiederum mit dem Internet verbunden ist, heißt das also, dass mein Denken an das gesamte Internet gekoppelt ist? Wächst also mein eigenes Wissen mit den Informationen im Internet?