Nachwuchsforschungstag

Vor dem Hintergrund fortschreitender Digitalisierung entstanden in den letzten Jahrzehnten besonders in den Medien- und Kulturwissenschaften Versuche, strukturelle Veränderungen im Zusammenhang mit neuen Technologien auf sozialer und kultureller Ebene unter Bezug auf Begriffskonzepte wie „Post-Internet“ und „Post-Digital“ zu beschreiben. Der Präfix „Post“ betont dabei die Allgegenwart digitaler Medien und steht als Marker für eine neue Qualität der Digitalität, die sich auf – oftmals wenig sichtbare – Transformationen des Digitalen in neue (Macht-)Strukturen bezieht (Cramer 2015). Im Vorfeld der Tagung Because Internet. wird am 7.6.2018 ein durch das Grimme-Forschungskolleg geförderter Forschungstag für wissenschaftlichen Nachwuchs stattfinden, der sich postdigitalen Theoriekontexten in drei größeren Bereichen widmet.

Postdigitale Gesellschaft
Wie sind soziale, politische, kulturelle Bedingungen zu beschreiben, die mit fortschreitenden Digitalisierungsprozessen einhergehen? Welche Parameter sind insbesondere für postdigitale, d.h. bereits verstetigte und tiefgreifende Effekte der Digitalisierung (Cramer 2015) wichtig und lassen sich als solche deskriptiv beschreiben? Welche sind spekulativ, prognostisch, normativ und möglicherweise für zukünftige ‚nächste Gesellschaft(en)‘ (Baecker 2007) charakteristisch und welche können Grundlage kunst- und medienpädagogischer Forschung sein? (vgl. Jörissen 2015)

Postdigitale Kunst und Kultur
Wie wirken sich die neuen Rahmenbedingungen insbesondere auf künstlerische und kulturelle Praxen aus? Welche Aktualisierungen tradierter Begriffe bringen neue Formen kultureller Artikulationen hervor und wie manifestieren sich diese? Welche Formen der Auseinandersetzung finden Künstler*innen mit neuen Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion vor dem Hintergrund veränderter Alltagspraxen? Wie werden die Themen und Fragen postdigitaler Gesellschaft hier exemplarisch verhandelt und welche (Reflexions-)Formen werden dabei verhandelt? (vgl. Cornell/Halter 2015, Bühler 2015)

Postdigitale Bildung
Wenn Wissen vor allem zwischen den Akteur*innen eines vernetzten Kollektivs gedacht wird (Lévy 2008), sich womöglich die Zustände und Formen von Wissensstrukturen grundsätzlich verändern/verändert haben (Bunz 2012) und Bildungsinstitutionen mit ‚uneindeutigen Subjekten‘ (Schachtner/Duller 2015) konfrontiert werden, müssen auch Verhältnisse und Bedingungen von Bildung neu befragt werden. Welche bildungstheoretischen und gleichermaßen praxisrelevanten Anschlüsse sind im Kontext einer postdigitalen Gesellschaft – mit dem Fokus postdigitaler Medienkultur und Kunst – denkbar? (vgl. Meyer 2015, Jörissen 2015)

Initiator*innen und Veranstalter*innen: Kristin Klein & Willy Noll
Critical Friends: Patrick Bettinger & Konstanze Schütze
In Kooperation mit: Harald Gapski (Grimme-Institut)

Programm

10:00Begrüßung & Einführung
10:20Stefanie Marlene Wenger: Post-digital Display. Eine Untersuchung von virtuellen und physischen Ausstellungssituationen zeitgenössischer Kunst mit Affordanzen zum Konsum
11:20Pause
11:35Magdalena Götz: Post-Digital – Post-Partizipativ? Diskurse und Praktiken der (Post-)Partizipation in der aktuellen Medienkunst
12:35Benjamin Egger: Algorithmisch gestütztes Kuratieren
13:35Mittagspause (kleinere Snacks vor Ort)
14:15Ronja Friedrichs: Get Real! die postdigitale Skulptur
15:15Katharina Weinstock: The Matter of the Web. Fundobjekte im postdigitalen Zeitalter?
16:30Abschluss

Anmeldung
Die Teilnahme am Nachwuchsforschungstag ist kostenlos. Bitte melden Sie sich, wenn Sie teilnehmen wollen, an bei: Alike Schwarz: a.schwarz@uni-koeln.de

Veranstaltungsort
Institut für Kunst und Kunsttheorie | Block B | .mbr
R 2.202 | Gronewaldstraße 2 | Köln

Dokumentation
http://piaer.net/tag/nachwuchsforschungstag/
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CALL FOR PARTICIPATION
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Literatur
Baecker, Dirk (2007): Studien zur nächsten Gesellschaft. Suhrkamp: Frankfurt am Main.
Bühler, Melanie (2015): No Internet, No Art. A Lunch Bytes Anthology. Onomatopee: Ohne Ort.
Bunz, Mercedes (2012): Die stille Revolution: wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen. Suhrkamp: Berlin.
Cornell, Lauren; Halter, Ed (2015): Mass Effect: Art and the Internet in the Twenty-First Century (Critical Anthologies in Art and Culture). The MIT Press: Cambridge/London.
Cramer, Florian (2015): What Is ‚Post-Digital‘? In: APRJA. Online: http://www.aprja.net/what-is-post-digital/ (20.3.2018).
Jörissen, Benjamin (2015): Bildung, Medialität und die Kunst der Transgression. In: Meyer, Torsten; Kolb, Gila (Hg.): What’s next? Art Education. Ein Reader. Kopaed: München.
Lévy, Pierre (2008): Menschliche Kollektivintelligenz bedeutet Symbolische Kollektivintelligenz. Ein Gespräch mit Klaus Neumann-Braun. In: Kunstforum international, Bd. 190/2008, S. 72 – 75.
Schachtner, Christina; Duller, Nicole (2015): Kommunikationsort Internet: Digitale Praktiken und Subjektwerdung. In: Carstensen, Tanja; Schachtner, Christina; Schelhowe, Heidi; Beer, Raphael (Hg.): Digitale Subjekte. Transcript: Bielefeld.

Abbildung
Header-Bild: Valentina Carta auf pictame.com